Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Basel, Berlin, Bonn, Köln, Leverkusen, Mainz, Miami Beach und Zeitz
 


Jasper Johns in Basel

Mit seinen Bildern der US-Flagge und von Zielscheiben wurde er zum Vorläufer der Pop-Art. Nun wird Jasper Johns in einer Schau des Kunstmuseums Basel als Sammler vorgestellt. Mit der Neugier des Künstlers und dem Gespür des Connaisseurs hat der Amerikaner über Jahrzehnte vor allem Zeichnungen erworben. Schwerpunkte bilden französische und US-amerikanische Werke. So konnte Johns unter anderem umfangreiche Konvolute von Paul Cezanne, Pablo Picasso und Willem de Kooning zusammentragen. 

"Jasper Johns – Der Künstler als Sammler. Von Cezanne bis de Kooning", Kunstmuseum Basel, bis 4. Februar

John Lund "Porträt Jasper Johns", 2014
Foto: John Lund

John Lund "Porträt Jasper Johns", 2014


Ruth Orkin in Berlin 

Ruth Orkin (1921-1985) war ihrer Zeit voraus. Als eine der wenigen Straßenfotografinnen der 1940er- und 50er-Jahre widersetzte sie sich dem gesellschaftlich erwarteten Frauenbild dieser Ära. Ihre Motive sind stets mit Bedacht gewählt. Zwischen Alltagsszenen, Porträts und Stadtlandschaften nimmt sie die Betrachterinnen und Betrachter mit auf eine Reise und eröffnet neue Blickwinkel. Die wahre Kunst der Straßenfotografie besteht schließlich darin, dass die Kamera nie zu präsent oder zu aufdringlich sein darf, aber trotzdem allzeit bereit sein muss. Außerdem bedeutete ihre Arbeit für Ruth Orkin, "sich zu entscheiden", wie sie in einem ihrer Texte schreibt. Sich entscheiden, wann ausgelöst wird, ob es im Stillen passiert, oder ob man sich zu erkennen gibt und zuletzt, in welchem Magazin es zuerst veröffentlicht werden soll.

Der F³ – Freiraum für Fotografie in Berlin zeigt nun neu entdeckte und bisher unveröffentlichte Aufnahmen der US-Fotografin. Dabei soll eine wenig bekannte Seite von Ruth Orkin offenbart werden: Die einer feinfühligen, interessierten, geistreichen und witzigen Chronistin amerikanischer Frauen in der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Orkins subtile, aber radikal subversive Aufnahmen fangen ihre Protagonistinnen im Aufbruch ein. Sie beginnen, die ihnen auferlegten Konventionen abzustreifen und ihre eigenen Wege zu gehen.

Ruth Orkin "Women", F³ – Freiraum für Fotografie, Berlin, bis 18. Februar 2024

Ruth Orkin, Fotografie der Ausstellung "Women", 8. Dezember bis 18. Februar 2024, f³ – Freiraum für Fotografie in Berlin
Foto: Courtesy f³ – Freiraum für Fotografie

Ruth Orkin, Fotografie der Ausstellung "Women", f³ – Freiraum für Fotografie in Berlin 


Zerreißprobe in Berlin 

Teilung, Zerrissenheit, aber auch Erneuerung: das sind die Themen, denen sich die Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg zu stellen hatte. Die Sammlungsausstellung der Neuen Nationalgalerie in Berlin präsentiert unter dem Titel "Zerreißprobe" Gemälde, Objekte, Fotografien und Videoarbeiten aus der Bundesrepublik und der DDR, Westeuropa und den USA. Außerdem wird Kunst aus den ehemaligen sozialistischen Staaten gezeigt. Neben Werken von Marina Abramović, Lee Bontecou, Wolfgang Mattheuer, Pippilotti Rist oder Andy Warhol sind auch Arbeiten von Künstlerinnen wie Kiki Kogelnik oder Ewa Partum zu sehen, die bisher nicht in der Sammlung der Nationalgalerie vertreten sind. 

"Zerreißprobe", Neue Nationalgalerie, Berlin, bis 28. September 2025

Cornelia Schleime "Selbstinszenierung, Ich halte doch nicht die Luft an", 1982/2016
Foto: Bernd Hiepe / © Cornelia Schleime, Courtesy Galerie Judin

Cornelia Schleime "Selbstinszenierung, Ich halte doch nicht die Luft an", 1982/2016


Menschheitsdämmerung in Bonn

Krieg, Terror, soziale Erschütterungen: Wir leben in Krisenzeiten. Das verbindet die Gegenwart mit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Bonner Ausstellung "Menschheitsdämmerung. Kunst in Umbruchzeiten" zeigt Werke aus der Sammlung des Kunstmuseums, die bis in die 1920er-Jahre hinein entstanden sind, geschaffen von Max Ernst, Käthe Kollwitz oder Max Liebermann. Mit ihrer Kunst treten zeitgenössische Arbeiten in einen Dialog, um neue Perspektiven auf Krisen und Konflikte zu öffnen. Dabei sind unter anderen Monica Bonvicini, Louisa Clement, Goshka Macuga, Zanele Muholi, Tschabalala Self und Emma Talbot.

"Menschheitsdämmerung. Kunst in Umbruchzeiten", Kunstmuseum Bonn, bis 18. Februar 2024

Rebekka Benzenberg "Too much Future", 2020
Foto: Sascha Herrmann / Courtesy Rebekka Benzenberg

Rebekka Benzenberg "Too much Future", 2020


Australische Perspektiven in Köln 

Das Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln ist eines der bedeutendsten ethnologischen Museen Deutschlands und sich seines Erbes bewusst. Die Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus und den Folgen führt die 1901 gegründete Institution jetzt verstärkt gemeinsam mit Menschen aus dem Globalen Süden und den Diasporas.

So rücken die Sichtweisen von Nachfahren derjenigen Personengruppen, von denen die ausgestellten und in der Sammlung befindlichen Artefakte ursprünglich hergestellt wurden, ins Zentrum. Mehrere Initiativen suchen nach neuen Formaten und Methoden des Ausstellens und Vermittelns. So auch mit dem Projekt "Revision made by the Warlpiri of Central Australia and Patrick Waterhouse". 

Das RJM stellt Teile seiner Australiensammlungen mit rund 250 historischen Fotografien und 1400 Objekten zur Revision zur Verfügung, um der Frage nachzugehen, wie die Kunst unser Verständnis der Vergangenheit verändern kann und wie Australia’s First People mit künstlerischen Mitteln die Deutungshoheit zurückgewinnen können. Das Museum arbeitet spürbar und gezielt an der Relevanz seiner Sammlungen für die postmigrantische Gesellschaft.

"Revision", Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln, bis 7. April 2024

Sketchbook
Foto: Courtesy

Aus dem Skizzenbuch von "Revision made by the Warlpiri of Central Australia and Patrick Waterhouse"


Sigmar Polke in Leverkusen

Voller Humor demontierte Sigmar Polke (1941-2010) im Nachkriegsdeutschland traditionelle Künstlermythen. "Höhere Wesen befehlen" – mit diesem legendären Polke-Titel, der sich über die Vorstellung, von göttlichen Mächten ferngesteuert zu sein, lustig macht, ist auch die Soloschau im Leverkusener Museum Morsbroich überschrieben. Die Ausstellung bringt frühe Zeichnungen, Editionen und Fotografien aus der Sammlung Prigge und der Grafischen Sammlung des Museums zusammen. Außerdem ist der Film "Der ganze Körper fühlt sich leicht und möchte fliegen" zu sehen, den Polke gemeinsam mit Christof Kolhöfer für das Museum produzierte. 

"Sigmar Polke: Höhere Wesen befehlen", Museum Morbroich, Leverkusen, bis 25. Februar


Sammy Baloji in Mainz

Der kongolesische Künstler Sammy Baloji widmet sich der Geschichte des Bergbaus in seiner Heimatstadt Lubumbashi. Zwölf Kunstschaffende hat Baloji zur Mitwirkung an der Ausstellung "Unextractable" in der Kunsthalle Mainz eingeladen. Gemeinsam haben die Künstler Formen und Kooperationen entwickelt, mit denen sie sich den Auswirkungen hemmungsloser Ausbeutung und wirtschaftlicher Profitmaximierung widersetzen. Neben Baloji sind Sybil Coovie Handemagnon, Franck Moka und Julia Tröscher mit Werken vertreten.

"Unextractable: Sammy Baloji invites", Kunsthalle Mainz, bis 11. Februar


Art Basel in Miami Beach

91 Jahre ist Beatriz González alt, eine der einflussreichsten Künstlerinnen Südamerikas, und ihre Galerie Casas Riegner aus Bogotá lässt es sich nicht nehmen, Gemälde der Kolumbianerin auf der Art Basel/Miami Beach zu zeigen. 

Wer sich für Kunst aus Nord- und Südamerika interessiert, kommt auch in diesem Jahr an der Art Basel/Miami Beach nicht vorbei: Von den 277 internationalen Galerien, die im frisch renovierten Convention Center ausstellen, kommen fast zwei Drittel vom amerikanischen Kontinent. 

Zu sehen sind einige Meisterwerke der Kunst des 20. Jahrhunderts – ein Porträt von Alice Neel bei Victoria Miro, eines der ikonischen "Color Panes" von Kenneth Noland bei Yares Art –, aber auch viele Emerging Artists, die von den Neuzugängen auf der Messe vorgestellt werden. 

So bringt die Galerie Galatea aus São Paulo Allan Webers Straßenfotografie aus dem Underground von Rio auf die Messe, und die New Yorker Hales Gallery zeigt Malerei des Cherokee-Künstlers Kay Walking Stick. Im Talkprogramm ist unter anderen der Musikproduzent und Aktivist Chance The Rapper zu Gast. Und drum herum warten viele Eröffnungen in den Museen und Institutionen – und die eine oder andere Party.

Art Basel/Miami Beach, bis 10. Dezember

Beatriz González "Proyecto Telón de Guerra y Paz I – Guerra", 2020
Foto: Courtesy Casas Riegner, Bogotá

Beatriz González "Proyecto Telón de Guerra y Paz I – Guerra", 2020


Keramik und Grafik in Zeitz

Den besonderen kreativen Ergebnissen der Kooperation eines Keramikers und eines Grafikers widmet das Museum Schloss Moritzburg in Zeitz (Burgenlandkreis) eine Ausstellung. Nach der Eröffnung von "Die vier Elemente" am Samstag sind die Arbeiten des Keramikers Ludwig Laser und des Malers und Grafikers Peter Zaumseil bis zum 25. Februar 2024 zu sehen.

Beide verbindet nach Angaben des Museums eine lange, produktive Freundschaft. Zaumseils charakteristische Figuren zieren Lasers in Raku-Technik gefertigte Gefäße. 

Laser wurde 1960 in Plauen (Sachsen) geboren und arbeitet heute im thüringischen Obergeißendorf. Er sei ein Meister in der Gestaltung von Kristallglasuren auf Ton und Porzellan, so das Museum. Im Raku-Brand entstünden "fernöstlich inspirierte Gefäße und Objekte in reduzierter Formensprache".

Zaumseil kommt 1955 in Greiz (Thüringen) zur Welt und lebt und arbeitet heute im Vogtland. Neben seinen Gemälden hat er sich vor allem einen Namen mit Farbholzschnitten gemacht. Zaumseil gelingt es laut den Museumsangaben, durch subtile Farbwahl Stimmungen einzufangen. Anlässlich der Ausstellung will er auch sein neues Künstlerbuch "Wasser ist Leben – die weiße Elster von der Quelle bis zur Mündung" mit 50 Holzschnitten veröffentlichen. (dpa)

"Die vier Elemente", Museum Schloss Moritzburg, Zeitz, bis 25. Februar 2024