Albert Oehlen wird 60

"Ich habe noch nie gewütet"

Herr Oehlen, Sie wurden Ende der 70er zusammen mit Werner Büttner und Martin Kippenberger zu den «Jungen Wilden» in der Malerei gerechnet. Was unterscheidet Sie von Ihren damaligen Künstlerkollegen?

Büttner, Kippenberger und ich waren Freunde. Wir haben zusammen herumexperimentiert, Fotos, Bilder, Installationen und anderen Blödsinn gemacht. Das war 1979. Wir standen total auf freche Sprüche, die dann oft Bildtitel wurden. Ich habe dann irgendwann das Interesse daran verloren und mich mehr auf die Malerei konzentriert. Da hat man sich etwas voneinander weg bewegt. Das war spätestens 1987, als ich anfing abstrakt zu malen, was den Kollegen vielleicht auch nicht mehr so toll gefallen hat.

Würden Sie Ihre Malerei noch als wild bezeichnen?

Wilde Malerei kann ein Thema sein. Das heißt aber nicht, dass man wie eine Wildsau rumschmiert. Ich meine, dass ich zu diesem Thema etwas beitragen konnte und noch beitragen werde.

Wüten Sie noch auf der Leinwand?

Bisher habe ich noch nie gewütet. Jetzt habe ich aber das «wilde Malen» noch einmal aufgegriffen. Ich hatte das Gefühl, dass das noch gar nicht richtig gemacht wurde.

Sie haben bei einer Ausstellung im Museum Folkwang in Essen ein Bild von Willem de Kooning zu ihren großformatigen Zeichnungen gehängt, und die Verwandtschaft ist überraschend. War Ihnen das vorher bewusst?

Ja, das war mir bewusst. Allerdings behaupte ich, auf eigenem Weg dahin gekommen zu sein. Aber was nützt es, wenn er 40 Jahre vorher da war?

Welche Maler mögen Sie?

Willem de Kooning, Salvador Dalí, Malcom Morley.

Und wie fühlt man sich, wenn man bald 60 wird? Sehnsucht nach den wilden Zeiten?

Natürlich.

ZUR PERSON: Albert Oehlen wurde 1954 in Krefeld geboren und studierte in Hamburg bei Sigmar Polke. Von 2000 bis 2009 war er Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Oehlen lebt mit seiner Familie in der Schweiz. Auch Albert Oehlens Bruder Markus ist ein anerkannter Maler.

Interview:  Dorothea Hülsmeier, dpa