Streit mit Schlemmer-Erbe

Bauhaus-Ausstellung beschäftigt Justiz

Dessau-Roßlau (dpa) - In Dessau ausgestellte, angeblich minderwertige Reproduktionen von Kostümen des Bauhaus-Künstlers Oskar Schlemmer beschäftigen die Justiz. Schlemmers Enkel sei der Meinung, in einer aktuellen Ausstellung würden 18 Kostüme gezeigt, bei denen es sich um geradezu karikaturesk wirkende Reproduktionen des Werkes seines Großvaters handele, teilte das Landgericht Dessau-Roßlau am Freitag mit. Er wolle erwirken, dass die Stiftung Bauhaus die sogenannten Figurinen mit dem ausdrücklichen Zusatz versieht, dass es sich nicht um Originale handelt. Die vierte Zivilkammer des Landgerichts wolle am 16. Januar ein einstweiliges Verfügungsverfahren verhandeln.

Die Stiftung Bauhaus Dessau teilte umgehend mit, dass seit Beginn der Ausstellung darauf hingewiesen werde, dass studentische Adaptionen gezeigt werden. Die Ausstellung sei rechtlich unbedenklich. Dies werde man bei der mündlichen Verhandlung auch vortragen.

Schlemmers Enkel behauptet laut Gericht, zur Pflege des gesamten theatralischen Nachlasses von Oskar Schlemmer (1888-1943) berechtigt und verpflichtet zu sein. Er sehe mit den Ausstellungsstücken die postmortalen Persönlichkeitsrechte des Künstlers verletzt. Die Figurinen wichen aus seiner Sicht in Proportionen, Maßen, Materialwahl und Farbe deutlich von den Originalen ab. Die Ausstellung «Mensch Raum Maschine. Bühnenexperimente am Bauhaus» ist seit dem 6. Dezember 2013 zu sehen und soll noch bis zum 21. April laufen. Sie hat die Bühne zum Gegenstand, die Oskar Schlemmer 1923 übernommen hat.

Die Original-Kostüme hatte Schlemmer für das 1922 in Stuttgart uraufgeführte «Triadische Ballett» entworfen. In Form, Material und Gewicht schränkten sie die Tänzer erheblich ein und ermöglichten nur einen minimalistischen Tanz.

Um Schlemmers Nachlass gibt es seit Jahrzehnten Streit und juristische Scharmützel unter seinen Erben. Ausstellungen konnten nicht realisiert werden, es gibt keine Genehmigung, seine Werke abzubilden. In diesem Jahr - im ersten Jahr nach dem 70. Todestag - erlöschen Urheberrechte, und der Weg für eine große Retrospektive in der Stuttgarter Staatsgalerie ist frei. Die Ausstellung «Visionen einer neuen Welt» soll die Breite von Schlemmers Schaffen zeigen: Gemälde, Grafiken, Skizzen, Kostüme, Bühnenbilder. Die Staatsgalerie hat 45 Gemälde und Skulpturen, über 250 grafische Arbeiten und zahlreiche Dokumente im Bestand.