Das Ende von Daft Punk

Menschlich, trotz allem

Daft Punk auf einem Ölschinken in The Weeknds Musikvideo "Starboy"

Daft Punk auf einem Ölschinken in The Weeknds Musikvideo "Starboy"

Auch die Lebenszeit von Robotern ist begrenzt: Das französische Elektro-Duo Daft Punk löst sich nach 28 Jahren auf. Die Inszenierung als fühlende Androiden an der Schwelle eines neuen Jahrtausends wird bleiben

Daft Punk sind Geschichte. Das französische Elektro-Duo hat sich mit einem am Montag veröffentlichten Video verabschiedet. Der acht Minuten lange Ausschnitt des 2006 erschienenen Films "Electroma" erzählt vom tragischen Ende zweier Roboter, die Menschen werden wollten, sich aber schließlich mit der Einsicht in die Vergeblichkeit dieser Bemühung selbst zerstören. 


Das Elektro-Duo hat sich 1993 gegründet. Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem-Christo machten sich zunächst in Clubs einen Namen und konnten mit dem Song "Da Funk" 1995 einen ersten Hit landen. Bereits dieses Video handelt von einem Außenseiter – ein Mensch mit Hundekopf –, der Trost in der Musik findet.


Bangalter und de Homem-Christo sind bald schon in der Öffentlichkeit stets mit roboterartigen Helmen aufgetreten, weshalb sie sich nicht nur überall unerkannt bewegen konnten, sondern auch über die Jahre eine Erzählung schufen von Individuen an der Schwelle zum 21. Jahrhundert, die zwar elektronische, also  "entmenschlichte" Musik machten, die dennoch von Gefühlen überquillt. 

Das aus der Science-Fiction bekannte Motiv vom fühlenden Androiden übersetzten sie in bildgewaltiges Artwork, Musikvideos, Konzerte, in Anime-Clips und in das das insgesamt 90-minütige Roadmovie "Electroma". Ausflüge in die Welt der bildenden Kunst lagen da nahe. So hat Thomas Bangalter etwa für einen Film des US-Künstlers Richard Phillips die Musik beigesteuert:


Einmal wurde das Duo sogar auf einem Ölschinken dargestellt: Der Musiker The Weeknd läuft in seinem Video zu dem von Daft Punk produzierten Hit "Starboy" an einem Gemälde im Stil eines absolutistischen Herrscherbilds vorbei, das die beiden Franzosen zeigt: Daft Punk stehen im Anzug mit Stock und den gewohnten Helmen auf dem Kopf in einer fremdartigen und kargen Umgebung, vor ihnen liegt ein schwarzer Panther (siehe Ausschnitt oben).

Daft Punks Inszenierung ließ sich ihrer Starre auch gut kopieren: 2009 spielte der Hamburger DJ Phono komplette Konzerte nach, wobei er jede Handbewegung der Roboter nachahmte. Ein postironischer Gag und großartige Appropriation Art, der Daft Punks Idee von maschineller Kunst konsequent weiterdachte. Nach dem Ende des Duos wäre solche Appropriation Art vielleicht eine Möglichkeit, wie wir Daft Punks Musik am Leben halten können, one more time und nochmal und nochmal ...


Derweil sorgt das Ende von Daft Punk in Frankreich auf höchster politischer Ebene für großes Bedauern - allerdings auf ganz humorvolle Weise. "Selbst getrennt wird Daft Punk im Herzen des Verteidigungsministeriums bleiben", hieß es auf dem offiziellen Twitter-Account. Dazu postete das Ministerium ein Video der Militärparade am französischen Nationalfeiertag 2017. Damals überraschte die Militärkapelle mit Musik von Daft Punk - zur großen Freude von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der im Takt wippte. Eher verwundert wirkte der damalige US-Präsident Donald Trump, der zu den Feierlichkeiten geladen war.


"Danke, dass ihr Frankreich zum Leuchten gebracht habt", schrieb das Außenministerium auf Twitter und postete ein Foto der Band mit dem Hashtag #DaftPunkForever.


Auch Polizei und Feuerwehr verabschiedeten sich liebevoll von dem Duo. "Danke, Daft Punk, dass ihr die Tanzfläche in Brand gesetzt habt und denkt daran, unsere Helme zurückzugeben", schrieb die Pariser Feuerwehr.


Die Police Nationale veröffentlichte ein Foto mit Mitarbeitern in Helm- und Stormtrooper-Montur und schrieb: "Hinter jedem Helm steckt eine Berufung."


Auch die Gendarmerie Nationale erinnerte auf Twitter noch einmal an den Auftritt der Militärkapelle zum 14. Juli.