James Franco, Bilderstürmer

Das Kunstmuseum, das ich mir erträume

Es war schon immer eine Sehnsucht der Avantgarde, das materielle Werk im Absoluten aufzulösen wie Zucker im Tee. Vielleicht würde das Unbegreifliche dann ja etwas süßer schmecken. Die Kunst ging dabei aber nicht kaputt, ihre Grenzen ließen sich einfach immer weiter verschieben: Die Minimal Art reduzierte, bis kaum noch was da war, die Konzeptkunst erklärte gleich die Idee zum eigentlichen Werk, die Performance-Art das Flüchtige des Auftritts. Es ging gegen den Markt, die Institutionen, den Repräsentationszwang, den Fetisch des Objekts. Und es blieb doch alles Kunst.

Nach all den Anstrengungen verwundert der Enthusiasmus, mit dem der Hollywood-Schauspieler James Franco (hier im Monopol-Interview), der doch gerade erst – in Berlin – seine erste Ausstellung als Künstler absolviert hat, nun einen neuen Anlauf nimmt: Gemeinsam mit dem Kollektiv Praxis sammelt er Spenden für ein Museum, in dem unsichtbare Kunst ausgestellt werden soll. Auf einer Kampagnen-Website und in einem Video wird das Projekt beschrieben als ein „Museum, das uns daran erinnert, dass wir in zwei Welten leben: In der physischen Welt und in der unsichtbaren Welt der Gedanken. Das Museum of Non-Visible Art, das nur aus Ideen besteht, definiert eine neue Vorstellung davon, was real ist.“

Jeder Spender erhält ein Schild, auf dem ein Kunstwerk beschrieben ist, das er „an die Wand hängen kann, zu Hause oder in der Galerie. Was weiter damit geschieht, liegt in der Hand der Sammler.“ Ab 25 Dollar bekommt man schon eine Franco-Arbeit, etwa „einen imaginären Kurzfilm, der auf einer Shortstory ‚Red Leaves’ von William Faulkner basiert“. Die Realisierung eines solchen Films sei ihm zu teuer gewesen, meint Franco. Deshalb soll das jetzt in dieses Museum.

Aber auch Fiktion kostet Geld, die halbe Finanzwelt handelt ja mit imaginären Produkten. Die Museumsstifter jedenfalls planen, die unsichtbaren Kunstwerke irgendwann wieder auszuleihen und mit den erwirtschafteten Spenden – fast 12.000 Dollar haben die drei nach eigenen Angaben bereits zusammen – das Museum of Non-Visible Art, kurz: MONA, auf Tour zu schicken. Im Herbst sind Brainard und Delia Carey von Praxis mit dem Projekt auf der 29. Biennale für Grafik in Slowenien zu sehen. Oder eben nicht zu sehen.

Yves Klein, einer der heroischsten Bilderstürmer der Nachkriegsavantgarde, hat auch leere Räume ausgestellt. Und er hat immaterielle Arbeiten verkauft. Nur die Goldbarren, die er tatsächlich dafür bekam, schmiss er in die Seine. Vielleicht kommen James Franco und Praxis auch noch dahin, Unsichtbarkeit so weit und so ernsthaft ans Ende zu denken. Dann gäbe es kein MONA, und alles wäre nur ein kleiner, mieser Witz gewesen.