Susanne Pfeffer

Denkprozesse vor historischer Kulisse

Susanne Pfeffer, Sie bespielen das Fridericianum gerade noch mit Ihrer ersten eigenen Ausstellung - was ist das Besondere an dem Haus?
Das Tolle ist, dass man die Geschichte des Hauses spürt. Es ist das erste gebaute Museum der Welt - das ist einfach unfassbar! Es sind außerdem wunderschöne Räumlichkeiten. Ich bin jemand, der sehr stark mit dem Raum arbeitet. Vor allem aber ist die Mischung aus Neubau und klassizistischer Architektur sehr inspirierend. Sie bietet einen wunderbaren Kontrast zur zeitgenössischen Kunst.

Es bleibt also künftig bei zeitgenössischen Positionen?
Ich kann mir schon vorstellen, auch Retrospektiven von etablierten Künstlern zu machen. Da sehe ich das Spektrum schon relativ weit - aber schon klar dem Zeitgenössischen zugeordnet. Weil das Haus so groß ist, bietet sich zudem die Möglichkeit, etwa die Entwicklung eines Werks aufzuzeigen.

Nennen Sie doch ein paar Beispiele. Was planen Sie für 2014?
Das ist noch nicht fest entschieden. Es ist alles noch ganz schön im Denkprozess. Das war schon ein sehr sportlicher Einstieg bisher. Aber Anfang des Jahres planen wir etwa ein Symposium zum Spekulativen Realismus - das erste, das auf deutschem Boden stattfindet.

Stichwort «Denkprozess»: Ihr Kollege an der Frankfurter Schirn Kunsthalle, Max Hollein, hat einmal sinngemäß gesagt: «Kunsthallen werfen Fragen auf - ein Museum sammelt». Sehen Sie das auch so?
Nein, auch Museen müssen Fragen aufwerfen und im Denkprozess sein. Aber ein Ort, der ausstellungsbezogen arbeitet, kann und muss natürlich viel stärker reagieren. Museen haben eine historischere Perspektive - und die sollte eine Kunsthalle nicht haben.

Aber wo liegen denn die Alleinstellungsmerkmale Ihres Hauses?
Wir haben nicht die Aufgabe des Bewahrens, sondern ein Ort des Denkens und der Auseinandersetzung zu sein. Wir haben die Chance zu sagen: Die Ausstellung ist eine These, die man einfach zur Diskussion wirft. Da wollen wir hin.

Dafür haben Museen den Vorteil, dass sie über eigene Sammlungen verfügen ...
Das ist aber auch immer eine Belastung! Ich finde es auch ganz schön, Kunst zu zerstören und etwas zu schaffen, dass dann auch wieder verschwindet - und eben nicht musealisiert werden muss.

Damit wird die bildende Kunst zur Zeitkunst! Das sagt man doch sonst nur der Musik nach.
Ja, aber das ist in einer guten Ausstellung immer so. Es ist etwas, dass für mehrere Monate existiert und dann nur noch in den Köpfen verhaftet ist. (Interview: dpa)