"Ich war im August eine Woche in Marseille und wollte mir dort die Cité Radieuse, die strahlende Stadt, ansehen. Im Februar hatte es dort gebrannt, fast zwanzig Prozent der Wohnungen waren dabei zerstört worden. Davon sehen wir jetzt nicht mehr viel, ein Baugerüst verdeckt wohl die betroffenen Stellen an der Fassade. Ich bin total überwältigt von der Schönheit dieses Riesenschiffes, das durch den Park zu schweben scheint.
Die Sonne knallt schon morgens kräftig, aber zwischen den Betonpfeilern, wo viele Motorroller, Motorräder und Mopeds – es müssen überdurchschnittlich viele Zweiradfahrer in diesem Gebäude wohnen – geparkt sind, ist es schattig, es weht ein angenehmer Wind. Ein hochbetagtes elegantes Ehepaar steigt aus einem Taxi, sie erfüllen genau meine Vorstellung von den Bewohnern, die hier vielleicht schon 1952 eingezogen sind. Es ist sehr ruhig im und um das Gebäude herum. An den Briefkästen die Schilder vieler Architektur-, Designbüros, von Galerien, Psychoanalytikern und Arztpraxen, aber auch der Patisserie, des Etagenhotels, der Wäscherei. Oben auf dem Dach, in der steinernen Freizeitlandschaft baden ein paar Kinder.
Der Blick reicht über die ganze Stadt zum Meer. Man kann erkennen, dass die Nachbarschaft eine durchaus gehobene ist. Wir fragen uns, ob heute hier wohl die Leute wohnen, für die Le Corbusier diese Unité d’Habitation, diese Wohnmaschine für Leben und Arbeiten, geschaffen hat. Warum stehen solche Gebäude nicht am Hafen von Marseille, wo zur selben Zeit, der Nachkriegszeit, faschistoide Wohnblöcke an Stelle der von den Deutschen zerstörten Altstadt erbaut wurden. Fragen nach unserer Wahrnehmung der Architektur der Moderne, die Kevin Vennemann in 'Sunset Boulevard. Vom Filmen, Bauen und Sterben in Los Angeles' (Suhrkamp 2012) wunderbar präzise formuliert.
Abends, als wir vom Strand zurückfahren, zählen wir die beleuchteten Fenster. Es sind nicht viele."
Die 1956 geborene Künstlerin Michaela Melián lebt in Oberbayern. Sie ist Mitbegründerin der Band F.S.K.
Abwesenheitsnotizen 2012: Via Lewandowsky, Marc Bijl, Carsten Fock, Thomas Kratz, Yvonne Roeb, Ralf "Rocky" Ziervogel, Nevin Aladag, Tine Furler, Despina Stokou
Abwesenheitsnotizen 2011: Katja Strunz und Uwe Henneken, Bettina Allamoda, Albrecht Schäfer, Niklas Goldbach, M + M, Mischa Kuball, Marcel Odenbach, Christine Hill, Thomas Rentmeister, Tim Eitel
Die Sonne knallt schon morgens kräftig, aber zwischen den Betonpfeilern, wo viele Motorroller, Motorräder und Mopeds – es müssen überdurchschnittlich viele Zweiradfahrer in diesem Gebäude wohnen – geparkt sind, ist es schattig, es weht ein angenehmer Wind. Ein hochbetagtes elegantes Ehepaar steigt aus einem Taxi, sie erfüllen genau meine Vorstellung von den Bewohnern, die hier vielleicht schon 1952 eingezogen sind. Es ist sehr ruhig im und um das Gebäude herum. An den Briefkästen die Schilder vieler Architektur-, Designbüros, von Galerien, Psychoanalytikern und Arztpraxen, aber auch der Patisserie, des Etagenhotels, der Wäscherei. Oben auf dem Dach, in der steinernen Freizeitlandschaft baden ein paar Kinder.
Der Blick reicht über die ganze Stadt zum Meer. Man kann erkennen, dass die Nachbarschaft eine durchaus gehobene ist. Wir fragen uns, ob heute hier wohl die Leute wohnen, für die Le Corbusier diese Unité d’Habitation, diese Wohnmaschine für Leben und Arbeiten, geschaffen hat. Warum stehen solche Gebäude nicht am Hafen von Marseille, wo zur selben Zeit, der Nachkriegszeit, faschistoide Wohnblöcke an Stelle der von den Deutschen zerstörten Altstadt erbaut wurden. Fragen nach unserer Wahrnehmung der Architektur der Moderne, die Kevin Vennemann in 'Sunset Boulevard. Vom Filmen, Bauen und Sterben in Los Angeles' (Suhrkamp 2012) wunderbar präzise formuliert.
Abends, als wir vom Strand zurückfahren, zählen wir die beleuchteten Fenster. Es sind nicht viele."
Die 1956 geborene Künstlerin Michaela Melián lebt in Oberbayern. Sie ist Mitbegründerin der Band F.S.K.
Abwesenheitsnotizen 2012: Via Lewandowsky, Marc Bijl, Carsten Fock, Thomas Kratz, Yvonne Roeb, Ralf "Rocky" Ziervogel, Nevin Aladag, Tine Furler, Despina Stokou
Abwesenheitsnotizen 2011: Katja Strunz und Uwe Henneken, Bettina Allamoda, Albrecht Schäfer, Niklas Goldbach, M + M, Mischa Kuball, Marcel Odenbach, Christine Hill, Thomas Rentmeister, Tim Eitel