Jeder Mensch wird als Genie geboren und stirbt als Vollidiot, hat Otto Muehl einmal gesagt. Freiheit war ihm wichtig, sein Kampf gegen die bürgerliche Kunst, gegen das Spießertum und die Kleinfamilie war Ausdruck dieses Verlangens. Muehl wurde zu einem der wichtigsten deutschsprachigen Künstler, mit dem Wiener Aktionismus erneuerte er die Performance-Kunst. Die Aktionisten - neben Muehl zählten vor allem Günter Brus, Hermann Nitsch und Rudolf Schwarzkogler dazu - wollten sich abgrenzen von Happening und Fluxus. Der Körper war Material dieser Kunst, Performer urinierten, masturbierten, warfen mit Exkrementen um sich.
In dieser Radikalität und Absurdität der Kunst spiegeln sich Otto Muehls Eindrücke als Soldat während des Krieges an der Westfront von 1944: der Schnee, die Waffen, das Daliegen "wie in Aspik", wie er es nannte. Soldaten als gelierte Fleischsoße, als gekühltes Menschenmaterial.
Otto Muehls Bildsprache scheiterte selten, jedoch seine Vorstellung der sexuellen Revolution in der Kommune. Denn die Befreiung von gesellschaftlicher Unterdrückung führte zu neuer Repression. Viele sehen in Muehl noch heute vor allem einen Kriminellen. Muehl suchte in der Kunst die Entpanzerung mittels Schock und Tabubruch, in der Kommune durch eine sogenannte unverfälschte Sexualität. Er erfand die Aktionsanalyse, bestehend aus Gesang und Tanz und Elementen der freudschen Traumdeutung.
Muehl malte und zeichnete schon als Kind. Er half seinem Vater beim Entwerfen von Theaterplakaten, gab Gleichaltrigen Zeichenunterricht, schrieb Puppenspiele und Theaterstücke. Seine Werke hing er an seinem Fenster auf. Später nannte er das seine ersten Ausstellungen.
Muehl arbeitete als Deutsch-, Geschichtslehrer und Maltherapeut in Wien. Um 1960 begann er mit Aktionsmalerei und Materialbildern, es entstanden Skulpturen aus Gerümpel und Alteisen, mal mit Farbe überschüttet oder mit Holz vermengt. Diese Gebilde zogen sich meist über ganze Räume hinweg. Dann wurde seine Malerei von seinen legendären Aktionen abgelöst. 86 davon führte Otto Muehl von 1962 bis 1971 durch. 1963 warf er einen mit Marmelade und Weizenmehl befüllten Kühlschrank auf die Straße und ließ eine nackte Frau sich in den Lebensmitteln wälzen - mit „Versumpfung einer Venus“ empörte er Passanten und brachte sich 14 Tage Arrest ein. 1969 schlachteten die Aktionisten ein Schwein und vergossen das Blut auf einer nackten Frau. Muehl streute Mehl, Zucker und Eier über sie, urinierte und leerte seinen Stuhl über dem Boden aus. Dazu liefen Weihnachtslieder, die Aktion hieß „O Tannenbaum“. Die spektakulärste Aktion fand 1968 an der Wiener Universität statt: „Kunst und Revolution“ ging als „Uni-Ferkelei“ in die Geschichte ein, Höhepunkt der aktionistischen Gemeinschaft.
Doch Muehl hatte bereits andere Ideen, mit dem Herrschaftssystem zu brechen. Zunächst gründete er in Wien eine Kommune, 1972 zog er auf den Bauernhof „Friedrichshof“ - mit über 400 Anhängern. Das Ziel: Rückführung in die kindliche Freiheit. Als Kind gebe es noch eine unverfälschte Sexualität, so die Idee. Statt wie vorher im Wiener Aktionismus die Kunst in das Leben zu bringen, berief er nun in der Kommune das Leben selbst zur Kunst. Und dabei eben auch den freien Sex. Für das Leben als Kunst ließ Mühl nur eine Ausnahme gelten: Mord sei keine Kunst mehr. Für viele Kommunarden endete das tragisch: Muehl wurde 1991 wegen „Unzucht an Unmündigen“ zu sieben Jahren Haft verurteilt, von denen er sechseinhalb Jahre absaß.
Jahrelang entschuldigte er sich nicht für seine Taten, an seinem 85. Geburtstag zeigte er dann in einer schriftlichen Erklärung Reue und Mitgefühl für den lebenslangen Schaden, den er angerichtet hatte.
Muehl lebte nach Verbüßung seiner Haftstrafe zusammen mit einigen ehemaligen Kommunarden in Portugal. Er litt unter dem Parkinson-Syndrom. Am Sonntag ist der Künstler im Alter von 87 Jahren verstorben.
In dieser Radikalität und Absurdität der Kunst spiegeln sich Otto Muehls Eindrücke als Soldat während des Krieges an der Westfront von 1944: der Schnee, die Waffen, das Daliegen "wie in Aspik", wie er es nannte. Soldaten als gelierte Fleischsoße, als gekühltes Menschenmaterial.
Otto Muehls Bildsprache scheiterte selten, jedoch seine Vorstellung der sexuellen Revolution in der Kommune. Denn die Befreiung von gesellschaftlicher Unterdrückung führte zu neuer Repression. Viele sehen in Muehl noch heute vor allem einen Kriminellen. Muehl suchte in der Kunst die Entpanzerung mittels Schock und Tabubruch, in der Kommune durch eine sogenannte unverfälschte Sexualität. Er erfand die Aktionsanalyse, bestehend aus Gesang und Tanz und Elementen der freudschen Traumdeutung.
Muehl malte und zeichnete schon als Kind. Er half seinem Vater beim Entwerfen von Theaterplakaten, gab Gleichaltrigen Zeichenunterricht, schrieb Puppenspiele und Theaterstücke. Seine Werke hing er an seinem Fenster auf. Später nannte er das seine ersten Ausstellungen.
Muehl arbeitete als Deutsch-, Geschichtslehrer und Maltherapeut in Wien. Um 1960 begann er mit Aktionsmalerei und Materialbildern, es entstanden Skulpturen aus Gerümpel und Alteisen, mal mit Farbe überschüttet oder mit Holz vermengt. Diese Gebilde zogen sich meist über ganze Räume hinweg. Dann wurde seine Malerei von seinen legendären Aktionen abgelöst. 86 davon führte Otto Muehl von 1962 bis 1971 durch. 1963 warf er einen mit Marmelade und Weizenmehl befüllten Kühlschrank auf die Straße und ließ eine nackte Frau sich in den Lebensmitteln wälzen - mit „Versumpfung einer Venus“ empörte er Passanten und brachte sich 14 Tage Arrest ein. 1969 schlachteten die Aktionisten ein Schwein und vergossen das Blut auf einer nackten Frau. Muehl streute Mehl, Zucker und Eier über sie, urinierte und leerte seinen Stuhl über dem Boden aus. Dazu liefen Weihnachtslieder, die Aktion hieß „O Tannenbaum“. Die spektakulärste Aktion fand 1968 an der Wiener Universität statt: „Kunst und Revolution“ ging als „Uni-Ferkelei“ in die Geschichte ein, Höhepunkt der aktionistischen Gemeinschaft.
Doch Muehl hatte bereits andere Ideen, mit dem Herrschaftssystem zu brechen. Zunächst gründete er in Wien eine Kommune, 1972 zog er auf den Bauernhof „Friedrichshof“ - mit über 400 Anhängern. Das Ziel: Rückführung in die kindliche Freiheit. Als Kind gebe es noch eine unverfälschte Sexualität, so die Idee. Statt wie vorher im Wiener Aktionismus die Kunst in das Leben zu bringen, berief er nun in der Kommune das Leben selbst zur Kunst. Und dabei eben auch den freien Sex. Für das Leben als Kunst ließ Mühl nur eine Ausnahme gelten: Mord sei keine Kunst mehr. Für viele Kommunarden endete das tragisch: Muehl wurde 1991 wegen „Unzucht an Unmündigen“ zu sieben Jahren Haft verurteilt, von denen er sechseinhalb Jahre absaß.
Jahrelang entschuldigte er sich nicht für seine Taten, an seinem 85. Geburtstag zeigte er dann in einer schriftlichen Erklärung Reue und Mitgefühl für den lebenslangen Schaden, den er angerichtet hatte.
Muehl lebte nach Verbüßung seiner Haftstrafe zusammen mit einigen ehemaligen Kommunarden in Portugal. Er litt unter dem Parkinson-Syndrom. Am Sonntag ist der Künstler im Alter von 87 Jahren verstorben.