Cezary Bodzianowski in Mönchengladbach

Die Banalität des Dösens

Was hat ein römischer Gladiator in einer Küche in  verloren? Die Kamera registriert, wie er ein Butterbrot isst und auf das Bett im Nebenraum sinkt. Dort bleibt er liegen, erhaben über jede Erwartung, die Betrachter an ein Experimentalvideo hegen könnten. Man schaut ihm zu und der Zeit beim Ausdehnen. Zu viel des Guten, denkt man.

Dass doch noch Sympathie aufkommt, verdankt sich einem Paradox. Die anarchistischen Situationen beginnen mit dem banalen Alltag zu kommunizieren, manchmal sogar auch Geschichten zu erzählen. Wenn es nach dem Willen von Cezary Bodzianowski ginge, würde er die „Ereignisse“, wie der 1968 geborene Pole seine Interventionen in private oder öffentliche Räume nennt, am liebsten wirkungslos vergehen lassen, in Nonsens und unscheinbaren Störungen des Ausstellungsbetriebs.

Die Einzelstücke der Schau müssen aufgespürt werden. Verstreut über die Stockwerke, machen sie Joseph Beuys oder Marcel Broodthaers das Revier der Sammlungspräsentation streitig. In der Agora des Eingangs ist das Rätsel der Mimikry noch schnell gelöst. Die Wohninsel „Tristan“ lockt mit Sessel, Teppich, Gummibaum und Fernsehgerät. Das Programm bestreitet Bodzianowski im Alleingang aus einem Zwillingssessel heraus. An seinem Gesicht klebt ein Ball, der Restkörper döst wieder vor sich hin.

Verbeugung vor Duchamps Readymades

Die Eroberung fremden Terrains gelingt vorbildlich, wenn sich Lagerhallen der Institution in Basketballfelder verwandeln. Die Bälle stecken in den Körben fest, das Spiel und die Zeit sind außer Kraft gesetzt. Als aufs Schönste poetische Sackgasse erweist sich der „Duchantee“, eine Verbeugung vor Duchamps Readymades. Die weiß gekachelte Duschsäule, die sich nur durch eine Wandspalte betreten lässt, gebiert Teebeutel statt Wasser.

Da mutet das Video „Myk“ geradezu verschwenderisch an. Bodzianowski balanciert auf einem Ast, versteckt hinter einer Blattattrappe. Dann springt er aus dem Bildausschnitt heraus. Zurück bleibt eine Parklandschaft, in die Passanten unfreiwillig eingreifen. Ein Loch im Meer der Bilder für alle, die sich eine Auszeit vom Schaum der Tage gönnen wollen.

„This place is called the Hole“, Museum Abteiberg, Mönchengladbach, bis 3. März