Wohin im März?

Die besonders schönen und grausamen Bilder bleiben haften

Bjørn Melhus: „Live Action Hero“
Er ist Weltenwandler in einer Wirklichkeit, die in Fragmente zersplittert ist. Der in Deutschland geborene Norweger Bjørn Melhus besetzt Videos, die mediale Mythen weiterspinnen, grundsätzlich mit sich selbst. Mit Vorliebe legt sich der von Nam June Paik und Bruce Nauman beeinflusste Künstler die Stimmen von Film- und Fernsehstars in den Mund und driftet in absurd-komische Variationen gängiger Stoffe ab. In der 20 Schaffensjahre umspannenden Werkschau im Haus am Waldsee sorgt Melhus’ Auseinandersetzung mit US-Kriegsfilmen für besondere Dringlichkeit.
Haus am Waldsee, Berlin, bis 10. April

Beatriz Milhazes
Arabesken tanzen durch den Bildraum, Ornamente wuchern, Farben leuchten: Die Malerin Beatriz Milhazes bezieht ihre Ingredienzien aus der tropischen Natur und der Kultur ihrer brasilianischen Heimat. Auf der Art Basel/Miami Beach zeigte die Fondation Beyeler eine aus Keramikfliesen gefügte, spektakulär florale Bodenarbeit der Künstlerin, nun räumt das Museum ihr eine erste Ausstellung in der Schweiz ein. Neben Collagen und einem Mobile stellt Milhazes neue, monumentale Malereien vor, die vom Zyklus der Jahreszeiten inspiriert sind.
Fondation Beyeler, Basel, bis 25. April

Ferdinand Kriwet: „yester ’n’ today“
Reizüberflutung ist bei Ferdinand Kriwet Programm. Die unaufhaltsame Ausbreitung der Medien thematisierte der heute 68-Jährige während seiner Schaffensperiode zwischen 1961 und 1975. Legendäre „Bild-Ton-Collagen“, Neonarbeiten und Mixed-Media-Installationen entstanden, bis er sich aus der rheinischen Kunstszene verabschiedete. Nach mehr als 30 Jahren hat sich Kriwet mit seiner visuellen Autobiografie „Trans-Scripte“ – es handelt sich um Buchobjekte mit unzähligen Seiten – zurückgemeldet, inklusive weiterer neuer Arbeiten für die Retrospektive. Hier finden Sie ein filmisches Porträt des Künstlers
Kunsthalle Düsseldorf, 19. Februar bis 1. Mai

Haegue Yang: „Arrivals“

Trotz ihrer doppelten Teilnahme an der Venedig-Biennale, trotz anschließender Soloshows in New York und ihrer Heimatstadt Seoul: So umfangreich wie im Kunsthaus Bregenz wurden Arbeiten der Installationskünstlerin Haegue Yang noch nicht präsentiert. Sie setzt handelsübliche Jalousien, Ventilatoren oder Luftbefeuchter in eine fein austarierte Beziehung zueinander, bis ein Schwebezustand der Formen und Kräfte herrscht. Neben einem bisher einmalig ausgedehnten Jalousienlabyrinth hat Haegue Yang 33 neue Lichtskulpturen auf Kleiderständern geschaffen, die das Kunsthaus wie Aliens bevölkern.
Kunsthaus Bregenz, bis 3. April

Felix Gonzalez-Torres: „Specific Objects without Specific Form“
Bei Felix Gonzalez-Torres können sich die Ausstellungsbesucher an Bonbonbergen und Posterstapeln bedienen. Alles vergeht im Werk des Künstlers, der 1996 an Aids starb: Glühbirnen verglimmen, Uhren ticken nicht mehr im Gleichschritt mit der Zeit. Die Installationen, Skulpturen und Fotografien des Kubaners beschäftigen sich mit der Instabilität von vermeintlichen Gewissheiten – auf einer politischen, menschlichen oder emotionalen Ebene. Ab dem 18. März wird sich die Retrospektive im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt beständig wandeln, weil Tino Sehgal die Ausstellung dann täglich neu arrangiert. 
MMK, Frankfurt, bis 25. April

Andro Wekua: „Pink Wave Hunter“
In der Erinnerung verschmelzen persönliche Eindrücke mit fremden Erzählungen. Vor allem die besonders schönen und grausamen Bilder bleiben haften. Andro Wekua musste als 15-Jähriger seine Heimatstadt Sochumi, Georgien, verlassen. In seinen vielfach verstörenden Skulpturen, Installationen, Fotos und Collagen verarbeitet der Georgier Erinnerungen und alltägliche Assoziationen. Für seinen neuen Film griff er ins Arsenal des Science-Fiction- und Horrorgenres. Wekuas Hang zu absurden Narrationen prägt auch die Soloschau im Fridericianum – seine bislang größte Ausstellung.
Kunsthalle Fridericianum, Kassel, 12. März bis 5. Juni

„Bewegte Schrift“
Wälder, Sümpfe und Meere – die nonverbalen Reservate werden rar. Ansonsten hat die Digitalisierung des Alltags dazu geführt, dass der moderne Mensch von Schrift umzingelt ist. Und zunehmend laufen, zappeln und rotieren die Buchstaben. Die Ausstellung „Bewegte Schrift“ im Züricher Museum für Gestaltung widmet sich diesem Phänomen unter besonderer Berücksichtigung von Musikvideos, Werbe- und Spielfilmen und den Medienfassaden des öffentlichen Raums. Neben Künstlerinnen wie Jenny Holzer werden Clipregisseure wie Kevin Blanc und Vorspanndesigner wie Saul Bass gewürdigt.
Museum für Gestaltung Zürich, bis 22. Mai

Tacita Dean: „The Line of Fate“
Die britische Künstlerin Tacita Dean verknüpft in ihrer ersten Einzelausstellung in Österreich verschiedene Medien miteinander. Fotografien werden übermalt und Zeichnungen fotografiert. Dabei steht im Vordergrund, wie und mit welchem System etwas aufgezeichnet und damit für die Nachwelt festgehalten wird. Der Film „Craneway Event“ zeigt die Proben für eine Performance des berühmten Tänzers und Choreografen Merce Cunningham, der kurz nach den Dreharbeiten starb. So schreiben sich in die Arbeit von Tacita Dean Vergänglichkeit und Schicksal ein.
MUMOK, Wien, 4. März bis 29. Mai