Renommierte britische Auszeichnung

Die Nominierten für den Turner Prize 2023 stehen fest

Der Turner Prize gehört zu den begehrtesten Auszeichnungen der Kunstwelt - und hat in den vergangenen Jahren viel experimentiert. Dieses Jahr sind fast "klassisch" wieder vier einzelne Kunstschaffende nominiert

Wie die Tate Gallery in London bekannt gab, sind Jesse Darling, Ghislaine Leung, Rory Pilgrim und Barbara Walker für den Turner Prize 2023 nominiert.  Jesse Darling wurde für die Einzelausstellungen "No Medals, No Ribbons" im Modern Art Oxford und  "Enclosures" im Camden Art Center ausgewählt. Dort waren Skulpturen und Installationen zu sehen, die die Verletzlichkeit des menschlichen Körpers und die Unsicherheit von Machtstrukturen thematisieren. Darling konnte die Jury mit einer Praxis überzeugen, die die "unterschwellige Zerbrechlichkeit der Welt" zeige.

Ghislaine Leungs Arbeiten haben oft eine Form von Partitur, die versuchen, die Grenzen des Galerieraumes auszutesten. Dafür werden beispielsweise Babyphone, Kindersicherungen, aufblasbare Objekte sowie Spielzeuge eingesetzt, um die Ausstellungsstruktur zu durchbrechen und Fragen zu Freizeit, Arbeit und Zeit aufzuwerfen. Die Jury lobte insbesondere die warmen und humorvollen Qualitäten hinter der schlichten Ästhetik. Des Weiteren fiel Leung mit ihrem Engagement auf, die Art und Weise zu hinterfragen, wie Kunst produziert und verbreitet wird.

Rory Pilgrim ist nominiert für das Werk "Rafts", das Geschichte, Gedichte, Musik und Film verschmelzen lässt und in Kooperation mit lokalen Gemeinschaften im Londoner Bezirk Barking und Degenham entstanden ist. Es behandelt eine Zeit des Wandels und Kampfes während der Corona-Pandemie. Die Jury lobte das Projekt, da es ein herausragendes Beispiel für soziale Praxis sei.

Barbara Walker wurde für ihre Präsentation "Burden of Proof" auf der 15. Sharjah Biennale ausgewählt. Ihre Arbeit hinterfragt sowohl vergangene als auch gegenwärtige Debatten zu race sowie Ausgrenzung und Macht. Walker untersucht die Auswirkungen des sogenannten "Windrush"–Skandals, der das Bleiberecht von Einwanderern aus der Karibik in Großbritannien betrifft. So kombiniert sie gezeichnete Porträts mit Faksimiles der Dokumente, die von den Menschen vorgelegt werden mussten. Die Jury lobte Walkers Fähigkeit, mit Porträts Geschichten im großen Maßstab zu erzählen und dabei eine "tiefe Zärtlichkeit und Intimität ihres Werkes" zu bewahren.

In den vergangenen Jahren hatten sich am Turner Prize, der seit 1984 vergeben wird und mit 25.000 Pfund dotiert ist, immer wieder Diskussion an Sinn und Gestaltung von Kunstpreisen entzündet. Im Jahr 2019 teilten sich die Nominierten das Preisgeld, um den Wettstreitgedanken mit einer Geste der Solidarität auszuhebeln. 2020 wurde die Auszeichnung Corona-bedingt abgesagt und stattdessen in Form von Stipendien vergeben. 2021 wurden nur Kollektive nominiert, ausgezeichnet wurde das Array Collective aus Belfast.