Kirche St. Stephan

Digitale Führung zu Chagall-Fenstern in Mainz

Chagall-Fenster von St. Stephan in Mainz
Foto: Peter Zschunke/dpa

Chagall-Fenster von St. Stephan in Mainz

Besucher kommen aus aller Welt - keine einfache Aufgabe für die kleine katholische Kirchengemeinde in Mainz. Ein Multimediaguide bietet jetzt zusätzliche Unterstützung

Die blauen Kirchenfenster von St. Stephan in Mainz ziehen jedes Jahr 200.000 Menschen aus aller Welt an. Es sind die einzigen Glaskunstwerke, die der jüdische Maler Marc Chagall (1887-1985) für eine Kirche in Deutschland geschaffen hat. Zuletzt hat die kleine katholische Kirchengemeinde viel getan, um den kostenlosen Besuch weiter zu ermöglichen und digital zu vertiefen.

Um die Öffnungszeiten zu erweitern, wurden 50 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer neu gewonnen. "Wir strahlen jeden Morgen vor Glück, wie viele wir sind", sagt Pfarrgemeinderätin Annette Hoth, nachdem zeitweise eine Einschränkung der Besuchszeiten aus Personalmangel zur Diskussion stand.

Ein neuer Multimediaguide bietet außerdem einen vertiefenden Zugang zu den Darstellungen der neun Kirchenfenster. In Bild und Ton wird Wissenswertes von der Entstehungsgeschichte über den Beginn der Arbeiten bis zur theologischen Interpretation der Glasbilder vermittelt, die den gotischen Kirchenraum vor allem bei Sonnenschein in ein mystisches Blau tauchen.

Das größte Glaskunstwerk Chagalls

"Es ging uns darum, den Besucherinnen und Besuchern die Informationen so individuell wie möglich anzubieten", sagt Hoth. "Denn jeder Mensch erschließt sich die biblische Botschaft dieser Fenster auf eine persönliche Art." Das Angebot gibt es zum Start auf Deutsch und Englisch - Französisch soll noch dazukommen.

Die Fenster in St. Stephan sind mit einer Gesamtfläche von 177 Quadratmetern das größte Glaskunstwerk Chagalls. Der frühere Pfarrer von St. Stephan, Monsignore Klaus Mayer, überzeugte den französisch-russischen Künstler, die Fenster ab 1978 als Beitrag zur jüdisch-deutschen Aussöhnung zu gestalten.

Der Multimediaguide informiert auch über die Geschichte der Kirche und ihren Kreuzgang - "einer der schönsten Orte in Mainz", wie Annette Hoth findet. Das Gerät wird gegen eine Gebühr von drei Euro und Hinterlegung eines Pfands ausgeliehen. Im Unterschied zum Fraumünster in Zürich, dessen Glasfenster ebenfalls von Chagall gestaltet wurden, soll der Besuch von St. Stephan grundsätzlich kostenlos bleiben. "St. Stephan ist eine Kirche und eine Gemeinde", betont Hoth. "Wir wollten keine reine Museums-App anbieten. Und eine Kirche muss für jede und jeden immer zugänglich sein."