Ai Weiwei Buch: "According to what?"

Durchhalten, dagegenhalten

Zuletzt brachte er das chinesische Regime gegen sich auf, weil er wie ein wild gewordenes Zirkuspferd durch den Hof seines Ateliers sprang. Seine Version des „Gangnam Style“ mit Handschellen war ein Hit auf dem chinesischen Portal Tudou, bis das Video gelöscht wurde.

Der Ai-Weiwei-Style gerät mit den Jahren immer schärfer. Das zeigt nun auch ein Katalog, der begleitend zur Ausstellung „According to what?“ (bis 24. Februar 2013 im Hirshhorn Museum, Washington) erscheint. Er dokumentiert Ai Weiweis Engagement für Menschenrechte, das ihm nicht nur die Beteiligung am deutschen Pavillon bei der kommenden Biennale in Venedig eingebracht hat, sondern auch die Zerstörung seines Studios in Shanghai, einen zweieinhalbmonatigen Gefängnisaufenthalt und eine Notfall-OP am Kopf.

Neben bekannteren Arbeiten, wie den bemalten Han-Dynastie-Vasen, den Porzellankrebsen oder „Fairytale“, für die Ai 1001 Chinesen zur Documenta 12 nach Kassel holte, sind auch die frühen Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus New York und die Handyfotos der vergangenen zehn Jahre zu sehen.

Mit entscheidend für alles war die Begegnung mit der Konzeptkunst in New York. Jasper Johns’ „According to What“ stellte die zentrale Frage, wichtig waren Warhol, Cage und Duchamp, dessen Selbstporträt Ai Weiwei mit einem Kleiderbügel und Schalen von Sonnenblumenkernen kopierte. Ein Motiv, das später in der Londoner Tate Modern wieder auftauchte, wo der Künstler 100 Millionen Sonnenblumenkerne aus Porzellan anhäufte. Ein Symbol für den Untergang des Einzelnen in der Masse und die Widerlegung des Dogmas, das Volk richte sich nach Mao wie die Blüten nach der Sonne.

So unterschiedlich Ai Weiweis Arbeiten sein mögen – Aufnahmen von Bürgerrechtsdemonstrationen, Skulpturen aus Fahrrädern und Türen, die Dokumentation von beim Erdbeben in Sichuan getöteten Kindern, ein gestreckter Mittelfinger vor dem Weißen Haus –, eines ist ihnen gemeinsam: Sie entspringen einer unbedingten Gegenhaltung.

Ai Weiwei: „According to what?“. Auf Englisch. Prestel Verlag, 176 Seiten, 29,95 Euro