Der Aufbau von Ausstellungen ist mühsam, nicht so kreativ wie die Entwicklung eines Werks und nicht so schön wie die fertige Präsentation. Eigentlich kein großes Thema in Kunst und Kritik. Dabei finden gerade während des Aufbaus die oft die wichtigeren, intensiveren Begegnungen statt.
Helke Bayrle, verheiratet mit dem Städel-Professor Thomas Bayrle, hat seit 2001 jede der mehr als 50 Schauen des Frankfurter Portikus filmisch festgehalten – von der Anlieferung zahlloser Gallonen Mixed Pickles für Jason Rhoades’ „Costner Complex“ über präzise Einweisungen von Louise Lawler bis zum erhellenden Gespräch zwischen Direktor Daniel Birnbaum und Yoko Ono. Unter Rirkrit Tiravanijas Anleitung trat Kasper König (Grüne Soße) gegen Udo Kittelmann (irgendwas mit Champignons) zum Kochwettstreit an, und zu einer Eröffnung von Henrik Olesen saß kein Geringerer als Rodney Graham auf einem Barhocker und spielte auf der Akustikgitarre.
John Baldessari vor seinen halb fertigen, riesigen Wandinstallationen, Gilbert & George (die Brille nur an einem Bügel und die stets lange Zigarette lose im Mundwinkel) in einer Art choreografiertem Gleichschritt beim Hängen ihrer Arbeiten, Sergej Jensen als Gitarrist seiner damaligen Band Vivienne – nur wer wirklich im inner circle ist wie Helke Bayrle, kommt solchen Situationen nahe.
Wenn die Künstler selbst in die Kamera sprechen und ihre Werke erläutern, entfaltet das spontan zum Einsatz gebrachte Medium sein ganzes Potenzial – zum Beispiel bei Paul Chan, der eigentlich jede Aufnahme von sich verweigert. Hier erklärt er, warum er seine bewegten Bilder auf den Boden projiziert statt, wie üblich, an die Wand: „Wir brauchen im 21. Jahrhundert eine andere Perspektive als die des ‚Fensters‘, durch das wir sehen, was draußen passiert.“ Das dreiteilige DVD-Set von Helke Bayrle öffnet ein Fenster, an dem viele wichtige Protagonisten der Kunst des vergangenen Jahrzehnts vorbeiziehen, sehr persönlich und pointiert.
Helke Bayrle: „Portikus Under Construction“. Drei DVDs und Booklet, Sternberg Press, 25 Euro. Informationen unter www.sternberg-press.com