Erfolgsstory wider Erwarten

Ein Jahr Louvre-Lens

 Lens (dpa) - Die Erwartungen wurden übertroffen: Auf rund 700 000 Besucher hatte der Louvre-Lens in seinem ersten Jahr gehofft, geworden sind es deutlich mehr. «Damit hatten wir nicht in unseren kühnsten Träumen gerechnet», sagt Xavier Dectot, der Direktor der Zweigstelle des berühmten Pariser Louvre im nordfranzösischen Lens. Als der 150 Millionen Euro teure Bau Anfang Dezember 2012 von Frankreichs Staatspräsident François Hollande in einer der ärmsten französischen Städte eröffnet wurde, warnten viele vor dem kulturellen Experiment. «Die Gleichung zwischen dem Louvre und Lens ist aufgegangen», erklärt sich Dectot den Erfolg, den das Museum mit einer neuen Ausstellung feiert: Die Etrusker und das Mittelmeer.

In den Sälen des 7000 Quadratmeter großen Flachbaus aus Glas und gebürstetem Aluminium herrsche täglich reger Andrang, auch unter der Woche, erzählt Dectot - vor allem in der «Galerie du Temps», der Galerie der Zeiten. Der 3000 Quadratmeter große Open Space hat mit seinen mehr als 220 Meisterwerken aus über vier Jahrtausenden 500 000 Besucher angezogen. Die beiden Sonderausstellungen «Renaissance» und «Das Europa von Rubens» lockten 150 000 beziehungsweise 130 000 Besucher an.

Im Gegensatz zu den temporären Schauen ist der Eintritt in die Dauerausstellung in der «Galerie du Temps» kostenlos. Ein Faktor, der stark zum Erfolg beigetragen hat. «Natürlich sind wir uns dessen bewusst. Das Ergebnis bleibt dennoch bemerkenswert», erklärt Dectot. Auch 2014 wird der Eintritt noch kostenlos sein. Danach werde man weitersehen. Ziel für das kommende Jahr seien 500 000 Besucher.

Mehr als die Hälfte der Besucher, die in die Außenstelle des Louvre geströmt kamen, stammen aus der Region. 20 Prozent kamen aus dem Ausland, vor allem aus Belgien, England und Deutschland. «Touristenströmen begegnet man in den Straßen von Lens natürlich noch nicht. Aber ein Anfang ist gemacht», ergänzt Bernard Masset, Vorsitzender von Euralens, einer Vereinigung, die die wirtschaftlichen Auswirkungen misst. Zu den lokalen Nutznießern des Louvre-Lens gehören in erster Linie die örtlichen Gastwirte, deren Umsatz in den vergangenen zwölf Monaten bis zu 25 Prozent gestiegen sei.

Der Erfolg beflügelt. Der Präsident der Region Nord Pas-de-Calais Daniel Percheron will längerfristig aus der ehemaligen Bergbaugegend eine Region der Museen machen. Die Grundvoraussetzung sei mit 100 Museen zwischen Lens und Lille gegeben, wie Percheron bekräftigt. François Pinault, einer der bedeutendsten Kunstsammler Frankreichs, dessen Werke in zwei großen Museen in Venedig, dem Palazzo Grassi und der Punta della Dogana, zu sehen sind, hat bereits großes Interesse gezeigt. Wie Percheron verrät, kaufte er vor kurzem das in der Nähe des Museums liegende Pfarramt, um daraus eine Künstlerresidenz zu machen.