Zum Tode Hartmut Rauschs

Erdung im Kunstkosmos

Hartmut Rausch wurde mit 50 zum Kunstsammler: An seinem Geburtstag schenkten die damaligen Studenten Thilo Heinzmann und Hans Petri ihm je ein Werk. Bald darauf hinterließ jeder, der die Frankfurter Städelschule verließ, eine Arbeit für das Hausmeister-Ehepaar Helga und Hartmut Rausch.

Die wandelten ihr Wohnzimmer mit der braunen Couchgarnitur um in einen bewohnten Ausstellungsraum, der als „Sammlung Rausch“ auch 2007 im Frankfurter Portikus gezeigt wurde. Werke von Ayse Erkmen, Christa Näher, eine „Madonna mit Mercedes“ von Thomas Bayrle, ein Aquarell von Per Kirkeby hingen da zusammen mit rund hundert Arbeiten von Studenten, von denen viele selbst mittlerweile bekannte Künstler sind: Sergej Jensen, Simon D. Møller, Rivane Neuenschwander, Tomás Saraceno.

Wenn Michael S. Riedel sich in Rausch-Outfit (Westernhemd, Filterlose, Kassenbrille) vor dem Hausmeisterkabuff fotografierte, Matthias Vatter ein großformatiges Selbstporträt mit Glas malte oder wenn Michael Callies eine Collage mit einem beachtlichen Jägerzaun an Pils-Strichen machte, waren auch immer die Beschenkten darin zu sehen, die auch über Rauschs Pensionierung hinaus für Erdung im Kunstkosmos sorgten.

Die großartige Sammlung Rausch ist, wie die Beziehung des Hausmeisters zu den Menschen war: Es gibt darin keine Fehlstellen, weil alles aus Freundschaft und Freiwilligkeit zusammen kam. Hartmut Rausch war immer bereit, sich der großen Familie aus vielen Ungleichen auch privat jederzeit auszusetzen. Seine Kunst-Expertenschaft lag auf einer anderen, vielleicht höheren Ebene, weil sie die Werke immer nur als Produkt der Menschen bewertete, die sie geschaffen hatten. Bestimmte Kandidaten, die nicht miteinander konnten, hätte er niemals nebeneinander gehängt.

Einmal bei einem Besuch bei Hermann Nitschs Orgien-Mysterien-Theater in Prinzendorf, erzählte Hartmut Rausch, nahm der Künstler ihn beiseite und schenkte ihm, wenn es ihm recht sei, ein Bild. „'Nee' sagen ging ja nicht“, stellt er pragmatisch fest, „also hab ich ihn in seinen Rauschebart geküsst.“ Nach seiner Pensionierung waren die Rauschs ins brandenburgische Neuruppin gezogen, die Verbindung zu vielen ehemaligen Städelschülern wie Thomas Zipp oder Manfred Peckl blieb bestehen. Hartmut Rausch ist am 11. September im Alter von 72 Jahren gestorben.