Museum Morsbroich

Ernsthaft jetzt?

„There’s no place like home“, singt Judy Garland alias Dorothy, die Hauptfigur aus dem Musicalfilm „Der Zauberer von Oz“, in der Videoskulptur von Eli Cortiñas. Während das Gesicht im oberen Monitor steckt und das Mantra mit geschlossenen Augen in einer Endlosschleife wiederholt, zeigt der untere Bildschirm die Absätze der roten Schuhe, die aufrüttelnd aneinanderschlagen. Doch die obere Dorothy wacht nicht auf. Sie bleibt in der Blackbox gefangen und zum Exil verdammt.

Die Installation der in Köln lebenden Spanierin ist alles, was Videovorführungen gemeinhin nicht sind: pointiert, auf der Höhe der Zeit, humorvoll. Aber postironisch? Politisch und widerständig, ehrlich? Die von der Kuratorin Stefanie Kreuzer im Ausstellungstitel „Neues Rheinland. Die postironische Generation“ beschworene Ernsthaftigkeit will sich beim Besucher einfach nicht einstellen.

Michail Pirgelis hat bei seinen aktuellen Bricolagen aus ausrangierten Flugzeugteilen ebenfalls keinen Rückgriff auf Befindlichkeiten nötig. Besonders, weil seine Arbeit eine Menge Assoziationen hervorruft, von der Dialektik zwischen Mensch und technischem Fortschritt bis hin zum Spiel mit dem Ikarus-Mythos. Und völlig kurios wirkt die Einordnung von Gert und Uwe Tobias in die Generationenschublade. Auch wenn das Zwillingspaar in seinen öffentlichen Auftritten jeden Anflug von fröhlicher Selbstzufriedenheit meidet – in seiner Leverkusener Rauminstallation aus neuen Holzschnitten, Aquarellen und skulpturalen Objekten wählt es wieder einmal einen ironischen Zugang zum imaginären Reich seiner rumänischen Kindheit.

Immerhin stimmt das zweite Auswahlkriterium. Sämtliche Künstler sind dem Rheinland, das überwiegend auch ihr Ausbildungsort war, treu geblieben. Und ja, die Vielfalt der traditionellen Materialien, mit denen man sich in den 80er-Jahren, sagt Museumsdirektor und Kokurator Markus Heinzelmann, noch „lächerlich gemacht hätte“, kann sich sehen lassen.

Ansonsten hat der Rundgang den Charme einer ungleichen Akademiepräsentation. Rheinland-Jungstars teilen sich Treppenhäuser und Jagdzimmer des barocken Schlosses Morsbroich mit vielen, die es noch werden wollen. Die große Show sei ihnen auch ohne den angestrengten theoretischen Überbau gegönnt. 

Museum Morsbroich, Leverkusen, bis 13. Februar