Rosa de la Cruz Collection

Es, Über-Ich und Rosa

Es mag ein bisschen banal sein, große Privatsammlungen als Psychogramme ihrer Besitzer zu lesen. Doch wenn die Sammlerin ein Salvador-Dalí-Ahnenporträt der eigenen Schwiegermutter zum Zentrum der Ausstellung macht und „Surrealismus!“ ruft, dann geht es vielleicht genau darum. Rosa de la Cruz, US-Kubanerin und Industriellengattin, hat die beste Privatsammlung Miamis, und sie hat letztes Jahr dafür ein fantastisches dreigeschossiges Museum errichtet, Eintritt frei. Mit Freud gesprochen, ist im Erdgeschoss das „Es“ zu Hause, zum Beispiel als ein haariger Riese von David Altmejd, durch dessen Brustkorb sich verspiegelte Treppen ranken wie sonst wirklich nur bei Dalí.

Die von de la Cruz und ihrem Mann Carlos fast schon obsessiv gesammelte Malerei von Sigmar Polke, Peter Doig, Albert Oehlen und Rudolf Stingel hängt hier unten ein bisschen willkürlich, kraus und so dicht, dass man manchmal gar nicht mehr sicher ist, ob das da oben in der Mitte wirklich mal als Hochformat gedacht war. Aber es ist nur Kelley Walker, der diese Entscheidung ausdrücklich dem Käufer überlässt.

Im zweiten Stockwerk wohnt das Über-Ich, die must-haves der Saison: Hier finden sich die gängigen Sammlerlieblinge wie der Konzeptmaler Josh Smith, eine große gutgelaunte Installation von Guyton/Walker, präzise cut-outs von Seth Price und eine ausladende, zweiteilige Aaron-Curry-Installation in besten Miami-Neonfarben.

Im Obergeschoss sind wir dann allerdings ganz bei Rosa de la Cruz selbst angekommen, die eine enge Freundschaft zu Felix Gonzalez-Torres pflegte und neben einigen Hauptwerken auch weniger bekannte Arbeiten von ihm besitzt, wie die Schwarzweiß-Fotoserie „Untitled (Sand)“.

Rosa de la Cruz sammelt auch die wichtigsten Arbeiten von Ana Mendieta (siehe das große Porträt in Monopol 10/2010), Exilkubanerin wie sie. So trägt sie neben den lauten und hippen Werken der Gegenwart auch in aller Stille jene Geschichten der Entwurzelung zusammen, die auch ein bisschen die Geschichte von Miami sind.