Museumsleiter Stecker über Fälscherskandale

"Es gibt zu wenige Kenner"

«Es gibt zu wenige Kenner mehr in der Sammlerschaft, und es gibt zu wenige Bilder, um den Investitionsnachfragen nachzukommen», sagte der Leiter des Duisburger Lehmbruck Museums in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. «Heute kauft man Labels, heißen sie nun Kiefer, Pollock oder Gerhard Richter.» Der Kunstgenuss stehe bei den Käufern oft nicht mehr im Mittelpunkt. Die Kunstwerke würden oft in Depots versteckt.

   Nach Meinung von Stecker tragen Fachleute, die Kunst auf ihre Echtheit überprüfen, ebenfalls Schuld an den Fälscherskandalen. Er forderte umfassende naturwissenschaftliche Analysen von Kunstwerken, die auf dem Markt angeboten werden sollten. «Das ist auch erkenntnis- und nicht nur sicherheitsbringend.» Die jüngsten Fälscheraffären schadeten der gesamten Kunstszene, «weil einfach eine Glaubwürdigkeit infrage gestellt worden ist».

   Im Oktober war der Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi in Köln zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte den Markt mit Fälschungen von Avantgarde-Künstlern wie Max Ernst, Max Pechstein oder Heinrich Campendonk übers Ohr gehauen. In New York sind kürzlich zahlreiche Werke moderner Kunst, unter ihnen angebliche Arbeiten von Mark Rothko und Jackson Pollock, ins Visier der Ermittler geraten. (dpa)