Junger Ankauf Museum Ludwig

"Es muss etwas nachwachsen"

Junge Sammler engagieren sich für das Museum Ludwig: Die Initiative „Junger Ankauf“ wurde 2005 von den jungen Mitgliedern ins Leben gerufen. Ziel ist es, jährlich eine künstlerische Position der eigenen Generation für die Sammlung des Museums Ludwig zu erwerben.  Ein Gespräch mit der Kölnerin Stephanie Schwarze

 

Frau Schwarze, wie lange sammeln Sie schon?
Ich war Anfang 20, als ich die erste Fotografie von Wolfgang Tillmans gekauft habe. Da hatte er gerade seine erste Ausstellung. Mit der Zeit ist einiges dazugekommen.

 

Das hört sich nach einem Lagerproblem an.
Ich habe zum Glück einen großen Keller, aber die großen Arbeiten musste ich schon auslagern.


Wen sammeln Sie?
Künstler meiner Generation, die noch nicht so etabliert sind. Da gehören Mark Leckey oder Enrico David dazu.

Was ist Ihr Antrieb?
Ich hatte gar keine andere Wahl. Bei mir zu Hause ging es schon immer um Kunst. Künstler und Galeristen gingen ein und aus. Es ist einfach spannend, die Entwicklung eines Künstlers, den man selbst kennt, zu verfolgen. Kunst als Geldinvestition spielt für mich keine große Rolle. Selbst wenn jemand im Wert steigt, ist man eher enttäuscht, weil man sich ihn nicht mehr leisten kann.

 

Wie viel Zeit verbringen Sie auf Kunstmessen wie der Art Cologne? Ist das ein Pflichttermin?
Auf jeden Fall. Zwei bis drei Tage, und die intensiv. Leider kaufe ich dann auch immer etwas ein. Seit Daniel Hug geht es ja wieder aufwärts. Es gibt wieder sehr interessante neue Galerien, und da ist die Verführung groß.

 

Sie sind Mitglied der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig. Was sind die Motive für dieses Engagement?
Seitdem der Standort Köln mit dem Wegzug der Galerien an Bedeutung verliert, ist es besonders wichtig, die öffentlichen Institutionen zu fördern, damit etwas nachwachsen kann. Es gibt immer weniger junge Menschen, die sich intensiv mit dem Thema Kunst beschäftigen und auch kaufen. Dabei konnte gerade das Rheinland immer eine große Dichte an wichtigen Sammlern vorweisen.

 

Warum kam es zu der Gründung der Initiative „Junger Ankauf“? Gab es ein Unbehagen über das Fehlen jüngerer Künstler in der Sammlung des Museums Ludwig?
Es war eher Zufall. Kasper König, Direktor des Museums Ludwig, wollte unbedingt ein Konvolut von Peter Piller ankaufen, konnte es mit den Geldern des Museums aber nicht tun. Ein junges Mitglied, Karsten Korang, hatte dann die Idee, alle jungen Freunde, die sich für Kunst interessieren, zu fragen, ob sie nicht Lust haben zu spenden. Das haben wir getan und haben dann beschlossen, es weiterzuführen, mit der Idee, dass jeder seine Vorschläge liefern kann.

 

Seit 2005 sind sechs Kunstwerke angekauft worden. Ist einer Ihrer Vorschläge dabei?

Leider nicht, aber da wir ein sehr demokratisches Verfahren haben, glaube ich, dass die richtigen Positionen angekauft wurden. Wir kaufen immer etwas an, das direkt ausgestellt wird und nicht im Lager verschwindet. Es muss also für sich selbst stehen können.

 

Sie treten als Gruppe auf, die lieber anonym bleiben möchte. Welche Strategie verfolgt sie?
Wir haben eine sehr vielfältige Zusammensetzung. Die Größe variiert zwischen 20 und 30 Mitgliedern, die sich nicht alle gleich intensiv mit Kunst beschäftigen können. Im Vordergrund soll aber immer die Förderung junger Künstler stehen und nicht die einzelnen Persönlichkeiten.

 

Welches von den angekauften sechs Werken steht Ihnen am nächsten?
Der Ankauf von 2009, „Lowlands“ von Susan Philipsz. Es ist eine Drei-Kanal-Soundinstallation. Sie nimmt Bezug auf eine schottische Ballade, in der es um die Geschichte eines ertrunkenen Geliebten geht. Mit dem Blick auf den Rhein entsteht eine besonders eindrucksvolle Inszenierung. Außerdem sind Audiowerke im musealen Kontext sehr selten.

 

Es fällt auf, dass unter den bisher erworbenen Positionen die Malerei fehlt. Liegt das nur an den subjektiven Vorlieben der Gruppe?
Nein. Wir haben immer wieder etwas Passendes gesucht, aber leider innerhalb des vorhandenen preislichen Rahmens im unteren fünfstelligen Bereich nicht gefunden.

 

Warum hat man sich für 2010 auf die Performance „The Stray Man“ von Roman Ondák geeinigt?

Ein Mann schaut durch ein Fenster in eine Galerie und wird dabei aus dem Innern von den Besuchern beobachtet. Die Arbeit entwickelt einen Sog und besticht durch eine subtile Irritation der Wahrnehmung. Was uns überzeugt hat, ist auch die Flüchtigkeit des Werks. Es wird während der Messetage live gezeigt, dann verliert sich aber bis auf die Dokumentation seine Spur.

 

Weitere Informationen unter www.gmk-koeln.de