Das Konzept zum Deutschen Pavillon der Venedig-Biennale

Fabrik der widerständigen Bilder

Kurator Florian Ebner will den Deutschen Pavillon auf der Venedig-Biennale in eine Fabrik verwandeln. Das sagte er bei einer Pressekonferenz in Berlin, bei der Partner und Sponsoren des Pavillons vorgestellt wurden und die beteiligten Künstler erste Einblicke in ihre Vorbereitungen gaben. Die Fabrik dient Ebner dabei zum einen als eine Metapher: Er verstehe den Pavillon als eine "verschwundene, virtuelle Fabrik, als eine Fabrik der politischen Erzählungen und der Analyse unserer Bildkultur", heißt es in einer heute veröffentlichten Pressemitteilung.

Gleichzeitig wird diese Fabrik aber auch als realer Einbau in den Pavillon Gestalt annehmen. Dafür will Ebner das Baumaterial des Deutschen Pavillons der Architekturbiennale 2014 recyceln: Damals war der Pavillon mittels einer aufwendigen Architektur in den Bonner Kanzlerbungalow verwandelt worden.

Ebners Ausgangspunkt ist die Frage nach dem Fotografischen unter den Bedingungen der Digitalisierung. Doch um diese Frage zu verhandeln, wird er nicht nur das Medium der Fotografie einsetzen. Bespielt werden soll der Pavillon mit Fotografie, Film und Performance, deren inhaltliche Gemeinsamkeit laut Ebner in ihren selbstbewussten Protagonisten besteht: Es seien "Figuren des Aufbegehrens und der Revolte".

Hito Steyerl wird eine Einkanal-Videoarbeit erstellen, in der sie sich damit befasst, dass die digitale Technik alle Bewegung und alle Information in Licht übersetzt. Ihr Ausgangspunkt ist die Technik des "Motion Capture", bei der die Bewegungen von Schauspielern mit Hilfe spezieller Anzügen in Lichtstrahlen verwandelt werden und so digital erfasst werden können.

Tobias Zielony wird eine fotografische Arbeit machen, in deren Mittelpunkt die Situation von Flüchtlingen in Deutschland steht. Er arbeitet dabei mit einem Mann aus dem Sudan, der bereits Protagonist seines Films "Die Überfahrt (like real boat people. dislike maritime marketing)" von 2014 war.

Das deutsch-ägyptische Künstlerpaar Jasmina Metwaly und Philip Rizk betonte auf der Pressekonferenz zunächst den Kontext zu ihren filmischen Arbeiten der letzten Jahre. Rizk erzählte die Geschichte eines Freundes, der seit drei Jahren im Gefängnis sitzt, weil er während der Unruhen am Tahir-Platz eine Pistole zur Selbstverteidigung transportierte. Mittlerweile sei das Protestieren generell verboten und mit einer 15jährigen Freiheitsstrafe belegt. Ihre Arbeit für den Biennale Pavillon solle sich mit dem Imaginären beschäftigen, erklärte Rizk. Sie wollten auf eine Zukunft blicken, die die Inhaftieren von heute gern erleben würden.

Olaf Nicolai bleibt es überlassen, das Dach des Pavillons zu bespielen. Er wird dafür eine Performance mit mehreren Akteuren entwickeln, die die gesamte Dauer der Biennale über zu sehen sein wird. Mit Beobachtung und dem ersten Bild, das die Menschheit geprägt hat, nämlich dem Bild der Sterne, werde diese Performance zu tun haben, verriet Nicolai – und auch sie wird die Imagination anregen, denn längst nicht alles, was die Akteure oben tun, wird von unten auch erkennbar sein.

Knapp drei Monate haben Ebner und seine Künstler noch Zeit, ihre Projekte umzusetzen: Die Venedig-Biennale eröffnet – wegen der ebenfalls Anfang Mai in Mailand stattfindenden Weltausstellung diesmal früher - am 9. Mai für das Publikum. Der Ausstellungsetat von circa einer Million Euro wird "in ausgewogenen Anteilen", so Ebner, vom Auswärtigen Amt sowie von den privaten Sponsoren getragen. Wichtiger Geldgeber ist der Deutsche Sparkassen- und Giroverband, daneben konnte Ebner, Kurator des Folkwang-Museums Essen, mit der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, der RWE-Stiftung für Energie und Gesellschaft sowie der Stiftung Mercator drei Partner aus dem Ruhrgebiet zusammenspannen.