Naoshima

Olympischer Fackellauf kommt an Kusama-Werk vorbei

Der olympische Fackellauf durch alle 47 Präfekturen Japans soll in dem olympiamüden Land doch noch einen Stimmungswandel entfachen. Jetzt ist die Flamme auf der Kunstinsel Naoshima vorbeigekommen

Der Fackellauf durch das olympiamüde Japan ist für die problemgeplagte Organisatoren fast schon der letzte Funke Hoffnung. Doch das mit der neuen Begeisterung dürfte alles andere als leicht werden. In vielen Ländern rollt die nächste Corona-Welle, das Impftempo ist auch in Japan eher schleppend. Ausländische Fans und Athletenfamilien werden deshalb ebenso von den Spielen ausgesperrt wie die meisten internationalen Helfer. Hinzu kommen Skandale um frauenfeindliche Sätze von zwei inzwischen zurückgetretenen hohen Olympia-Funktionären. Kein Wunder, dass viele Japaner nichts vom milliardenteuren Olympia-Wagnis in diesem Sommer halten.

Daran kann wahrscheinlich auch nichts die wunderbare Kulisse von Naoshima ändern, in der das olympische Feuer am Samstag zu sehen war. Die ewige Flamme machte sich gut neben den übermannshohen Kürbisskulpturen von Yayoi Kusama, die am Ufer der alten Fischerinsel stehen. Naoshima ist bekannt für erlesene Kunst und Architektur. Das Chichu Art Museum stammt von Japans Architektenstar Tadao Ando, der das Spiel mit der Geometrie auf die Spitze getrieben hat. Bestückt sind die Säle mit Spitzenwerken, darunter von James Turrell und Claude Monet, die der rauen Betonästhetik ihre Nüchternheit nehmen. Ein weiteres Glanzlicht ist das Benesse House Museum, etwas erhöht von der Küste gelegen, die trotz der Strände beim Badetourismus keine Rolle spielt. 

Vor dem Hintergrund, dass weiterhin darüber diskutiert wird, Olympia abzusagen, ist dieser Fackellauf eine Zitterpartie, wenn nicht eine Farce. Schön immerhin, wenn in so einer Groteske die Kürbisse von Yayoi Kusama kurz zu sehen sind.