Sara Morais dos Santos Bruss nimmt Kunst "als Methode des Denkens und als Methode der Philosophie" wahr. Als promovierte Kultur- und Medientheoretikerin ist sie aktuell Kuratorin am Haus der Kulturen der Welt (HKW) in Berlin und bewegt sich an den Schnittstellen von feministischer und antikolonialer Kunst. Sie befasst sich dazu mit politischen Praktiken, digitalen Technologien und Erzählungen von menschlicher und nicht-menschlicher Subjektivität.
Dabei versteht sie sich nicht als Einzelkämpferin, weil ihr Denken "nicht in der einzelnen Person, sondern immer in Konstellationen" entsteht. Da wundert es nicht, dass einer ihrer Arbeitsschwerpunkte Künstliche Intelligenz (KI) ist. Das sei keine abstrakte Technologie, sondern ein Medium, das gesellschaftliche Machtkonstellationen sichtbar mache. Sie fragt sich deshalb, wie wir dadurch die oft als hegemonial wahrgenommene Wissensproduktion transformieren können, wie also eine KI "queer" werden kann.
Den Monopol-Podcastern Friedrich von Borries und Alexander Doudkin erläutert sie, wie sich Kunst und Technologie wechselseitig beeinflussen und was queere Ansätze in der KI seien können. Solch ein Zugang könnte uns dazu anregen, bestehende gesellschaftliche Kategorien und Grenzen zu überdenken. Für Morais dos Santos Bruss ist klar, dass "die Veränderung, die Transformation oder das Gesellschaftskritische von außen in die Technologie reinkommen" müssen, denn technische Probleme sind meist der Spiegel gesellschaftlicher.
Lücken in der Datenwelt
Kunst, so ihre Überzeugung, bietet zu diesen komplexen Fragen einen sinnlich erfahrbaren Zugang. Anhand von Werken wie "The Library of Missing Datasets" von Mimi Onuoha legt sie dar, wie visuelle Interventionen uns dazu zwingen, die Lücken in unserer Datenwelt – und damit in unserer gesellschaftlichen Wahrnehmung – neu zu verhandeln.
In der neuen Folge des Fantasiemuskel-Podcast verrät Morais dos Santos Bruss auch, wie sie ihren Fantasiemuskel trainiert. Da das Denken für sie "nicht in der einzelnen Person, sondern immer in Konstellationen" entsteht, ist auch ihr Fantasiemuskel etwas, das "nicht an den Grenzen der Haut aufhören" muss.
Sie können "Fantasiemuskel", den Monopol-Podcast über Kunst, Wirtschaft und gesellschaftliche Transformation, auf allen bekannten Plattformen hören – oder die neue Folge direkt hier: