Deutscher Autor und Künstler

Ferdinand Kriwet mit 76 Jahren gestorben

Seine Kunst spiegelte den Beginn des Medienzeitalters, das uns heute alle in den Griffen hält: Am Montag ist der deutsche Künstler und Autor Ferdinand Kriwet im Alter von 76 Jahren in Bremen gestorben

Er war eine prominente Figur der rheinischen Szene, als er sich 1975 aus nicht ganz geklärten Gründen verabschiedete. Erst 2011 dann wurde Ferdinand Kriwet, der sich selbst nur beim Nachnamen nannte, mit einer großen Retrospektive in der Kunsthalle seiner Geburtstadt Düsseldorf gefeiert. In den vergangen Jahren war es erneut ruhig um den Autodidakten, der Pop-Art, Medienkunst und experimentelle Poesie in seinen Arbeiten verband.

Mit raumgreifenden Textbildern, multimedialen Aktionen, medienkritischen Filmcollagen und polyfonen Hörstücken inszenierte sein Werk die damaligen Kommunikationstechniken. Kriwet verstand sie nicht als bildender Künstler, sondern als Schriftsteller im wörtlichen Sinn, er druckte schon seit 1960 seine Texte mit Stempeln, später mit Siebdruck, er stanzt Wortkombinationen wie "Younguys" und "Luckyeah" in Aluminiumblech und schuf Installationen, in denen das Wort "WAH" von allen Seiten auf einen zukommt. Er klebte seine "Super-Sehtexte" auf Plakatwände, legte Schriftbilder in Meterware aus, um Parkwiesen damit zu bedecken. Reizüberflutung war sein Prinzip, in riesigen Formaten wird Schrift zum Bild.

1968 teilte Kriwet sich auf den Internationalen Essener Songtagen die Bühne mit Frank Zappa, verfasste 1967 mit Günther Uecker das Manifest der Düsseldorfer Künstlerkneipe Creamcheese und propagierte darin eine Kunst der Bewusstseinserweiterung. Für eines seiner Hörstücke, das im Studio Akustische Kunst des WDR entstand, nahm Kriwet den Stadionlärm seines Heimatvereins Fortuna Düsseldorf auf, Zitat-Pop-Art in deutscher Variante.

Begeistert vom Größenwahn der amerikanischen Medien, nahm Kriwet in einem Zimmer des New Yorker Chelsea Hotel mit Kamera und Tonbandgerät all das auf, was zur Mondlandung 1969 über die Fernsehkanäle läuft. Mit "Apollo Vision" machte er sich zu einem Analysten eines der ersten weltweit beachteten Ereignisse der Massenmedien. Man sieht Richard Nixon bei einem Telefonat mit den Astronauten der Apollo 11, einen Spot des Waschmittelherstellers Brillo, dazwischen Superman, die Comicversion der amerikanischen Supermacht. Der Film wirkt wie ein ironischer Kommentar zu einem Märchen der Mediengeschichte.

Wie seine Galerie BQ am Donnerstag mitteilte, ist Ferdinand Kriwet am 17. Dezember im Alter von 76 Jahren in Bremen gestorben.

Für Monopol porträtierte Ute Bongartz den Künstler 2011 in diesem Clip: