Rineke Dijkstras Porträts von Jugendlichen in Frankfurt

Frühlings Erwachen

Man kennt die niederländische Künstlerin Rineke Dijkstra als einfühlsame Porträtistin, die vor allem Heranwachsende, meist vor neutralem Hintergrund, in ihre Kamera blicken lässt. Manchmal ist das auch eine Videokamera, wie bei der Arbeit „ I See a Woman Crying (Weeping Woman)“, die 2009 an der Tate Liverpool entstand. Dijkstra filmte hier britische Schüler und Schülerinnen, die Picassos Bildnis der Dora Maar als „Weinende Frau“ betrachteten. In ihren konzentrierten Gesichtern spiegelt sich das Gemälde, in ihren Kommentaren nimmt es Gestalt an, und am Ende gibt es in dieser raffinierten Arbeit ganz viele Porträts: die der Kinder, die des Gemäldes und, irgendwo dahinter, das der Dora Maar.

In der Dijkstra-Schau im Museum für Moderne Kunst Frankfurt (MMK), der bislang größten Ausstellung der Künstlerin in Deutschland, wird Picassos Bild mit seinen gefilmten Betrachtern wieder zusammengeführt – es soll nicht die einzige Besonderheit der Schau werden. Erstmals liegt der Fokus auf Dijkstras Videoarbeiten: Alle bislang entstandenen Installationen, zwei davon noch nie öffentlich zu sehen, werden gezeigt. Darunter ist auch die Vierkanalprojektion „The Krazy House“ über den gleichnamigen Club in Liverpool, die der Ausstellung den Titel gibt.

Gemeinsam mit dem Kurator Peter Gorschlüter hat sich Rineke Dijkstra entschlossen, die Videos zusammen mit ausgewählten fotografischen Werken in einen Dialog mit der Sammlung des MMK zu setzen: So zieht die Ausstellung beispielsweise eine Verbindung von Dijkstras Fotoserie, die über Jahre das Aufwachsen des Flüchtlingsmädchens Almerisa begleitete, zu On Kawaras Date-Paintings. Und zum Thema Porträt gibt es neben der Variante von Picasso auch die als Personenbeschreibung gedachten Lampen von Tobias Rehberger oder ein Selbstbildnis in vielen Einzelteilen von Douglas Gordon zu sehen.

„Es geht in Dijkstras Werk eben nicht nur um Jugendliche auf der Schwelle zum Erwachsenwerden, sondern auch um Erfahrungsräume, um Licht, um konzeptuelles Arbeiten“, sagt Peter Gorschlüter – die große Porträtistin soll neu gesehen werden.

„Rineke Dijkstra. The Krazy House“. MMK – Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main, 23. Februar bis 26. Mai, Eröffnung: Freitag, 22. Februar, 20 Uhr