Ilya Kabakov in Hannover

Goodbye, UdSSR

Bloße Virtuosität kann ziemlich langweilen, das weiß ein technisch brillanter Maler wie Ilya Kabakov. Ohne falsche Bescheidenheit behauptete er einmal, er habe so viele malerische Ideen, allein von einem einzigen seiner Einfälle könne man ein Leben lang zehren, indem man ihn schön meisterhaft ausformuliere. Aber nicht Kabakov. Malerei interessiert ihn kaum um ihrer selbst willen.

Das war schon damals so, Anfang der 50er-Jahre, als der 1933 in der Ukraine geborene Absolvent der Moskauer Kunstakademie mit Kinderbuchillustrationen seine Karriere begann. Stalin war noch am Leben, die Doktrinen für eine sowjetische Staatskunst festgezurrt. „Mich hat die heimische Kunstproduktion interessiert, aber nur in dem Moment, in dem sie vom Sockel stürzt und sich in Müll verwandelt“, sagt der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Künstler. Mit großer Distanz ging er ans Werk, verwandelte sich selbst in die Figur „sowjetischer Maler“, um den staatlich verordneten Realismus zu wiederholen – allerdings „auf niedrigstem Niveau“, wie er meint. Er zerstörte in seinen freien Arbeiten das Pathos mit surrealistischen Text-Bild-Kombinationen und Alltagsgegenständen, die er an der Leinwand anbrachte. Oder indem er Gemälde zu Elementen größer Installationen degradierte.

Wenn das Sprengel Museum jetzt eine Kabakov-Ausstellung mit dem Titel „Eine Rückkehr zur Malerei“ ankündigt, darf man deshalb nicht erwarten, dass hier die Kraft einer Kunstgattung gefeiert wird. Neben den 60 Gemälden zeigt das Haus drei Modelle für Installationen und Denkmäler aus den 50er-Jahren. Die Werkgruppen der jüngsten Zeit seien sehr persönlich, heißt es aus dem Museum. Kabakov habe die wenigen Fotos von Verwandten zur Grundlage genommen, um den Alltag im jüdischen Familienverbund während der Stalin-Zeit ins Gedächtnis zu rufen.

1987 ging Ilya Kabakov in den Westen und wurde 2000 amerikanischer Staatsbürger. Gemeinsam mit seiner Frau Emilia berichtet er seither vor allem in Installationen vom Leben in der untergegangenen Sowjetunion, das Erzählerische trat weiter in den Vordergrund. Die Malerei ist bei diesem Vorhaben nur ein Baustein unter vielen. Aber es lohnt sich sicher, sie versuchsweise einmal in den Fokus zu rücken.

Sprengel Museum, Hannover, 29. Januar bis 6. Mai