Gott in Schwarz-Weiß: Fotograf Gregory Crewdson untersucht das kariöse Gebiss der Filmstadt Cinecittà

Im Sommer 2009 reiste der Amerikaner Gregory Crewdson auf das Gelände der römischen Cinecittà-Studios und inszenierte, im Unterschied zu den aufwendigen Produktionen, für die er bekannt ist, mit einer nur kleinen Crew Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Die „Sanctuary“-Serie schließt sich in ihrer Mixtur von realitätstreuer Vermessung und lückenhafter Erzählung an Crewdsons frühere morbide Tableaus an. Der Unterschied: Menschliche Akteure fehlen. Hauptfigur ist die Szenerie selbst, das kariöse Gebiss einer Zweckarchitektur.
Einige Ansichten drohen in Surrealismus zu versinken, doch dem begegnet Crewdson mit der Detailwut der Digitalfotografie und ihren rasiermesserscharfen Konturen. Und manchmal scheint nicht viel zu fehlen, dass die dahindämmernde Traumfabrik sich von allein wieder in Betrieb setzt.

Gregory Crewdson: „Sanctuary“. Hatje Cantz, 96 Seiten, 49,80 Euro