Hasenbilder

Hoppelnd durch die Kunstgeschichte

Yabu Chosui "Portrait of a Rabbit", 1867
via @bunsofarthistory

Yabu Chosui "Portrait of a Rabbit", 1867

Kaum ein Tier erfreut sich in der Kunst so großer Beliebtheit wie der Hase. Eine kleine Kulturgeschichte zu Ostern

Das Schicksal des Hasen ist es, gejagt zu werden. Dagegen wehrt sich dieses Lebewesen auf bemerkenswert pazifistische Weise: Es schlägt die flinke Flucht ein und produziert möglichst viele Nachkommen, um das eigene Überleben zu sichern. Zweitere Eigenschaft brachte ihm bereits in der Antike die Zuschreibung extremer Fruchtbarkeit ein. Im griechischen Altertum begleitete er die Liebesgöttin Aphrodite, bei den Germanen stand er der Frühlingsgöttin Ostara bei. Im alten Rom wurde dem Verzehr von Hasenfleisch eine aphrodisierende Wirkung zugeschrieben, 751 verbot Papst Zacharias aufgrund derartiger Zuschreibungen kurzerhand den Konsum.

Eingang in die kirchliche Ikonografie fand der Hase dennoch, als weißes Exemplar steht er in Titians "Madonna des Kaninchens” gar für die unbefleckte Empfängnis. Im Mittelalter wurde der sich selbst in den Boden einbuddelnde Hase, damals bereits fester Bestandteil heidnischer Osterbräuche, zum Symbol der Auferstehung. “Er inkarniert sich in die Erde”, beschrieb Joseph Beuys viele Jahrhunderte später jenes Tier, dessen Kadaver er die Welt der Bilder erklärte.


Dass der Hase nicht nur in europäischen, sondern auch im asiatischen Kulturraum für Fruchtbarkeit und neues Leben steht, beweist unter anderem der Instagram-Account @bunsofarthistory, auf dem sich kulturübergreifend die niedlichsten Exemplare der Kunstgeschichte tummeln. Der Hase ist das ikonischste Wesen der Tierwelt. “Er steht für die basalste Form der Repräsentation”, schreibt der Kritiker Blake Gopnik in seinem Essay über Jeff Koons’ “Rabbit”. Anders als Hunde, Katzen und Pandabären sind Hasen aufgrund ihrer markanten Ohren selbst bei einem hohen Abstraktionslevel problemlos als solche zu erkennen, jedes Kind und jeder noch so untalentierte Erwachsene kann sie malerisch darstellen.

Diese Eigenheit des Hasens machte sich Hugh Hefner zunutze: Es braucht kaum mehr als ein paar lange Ohren und einen kleinen Puderquasten-Schwanz, um eine knapp bekleidete Frau als Bunny zu denotieren. Mit dem Hasen als Sinnbild der devoten weiblichen Sexualität spielt auch die Künstlerin Bunny Rogers, die sich in ihren Werken mit den Mythologien des femininen Teenagerdaseins auseinandersetzt.

Was den Hasen für die Kunst so reizvoll macht, sind die unterschiedlichen Spielweisen, die er zulässt. Zwischen Dürers bahnbrechend detailgetreuem "Feldhasen" und Jeff Koons’ außerweltlichem und comichaft bedrohlichem "Rabbit" liegen trotz ihrer wesensmäßigen Verwandtschaft Welten. Und doch gibt es eine bestimmte Zeit im Frühling, in der all die Hasen der Kunstgeschichte vor allem eine Assoziation wecken: jene von bunten Eiern.