Julius Shulman

Herold der Moderne: Zum Tod des großen Architekturfotografen

Siebzig Jahre lang hat er die schönsten Gebäude Amerikas fotografiert und damit sein Metier und unser Bild von minimalistischer Architektur geprägt wie kaum ein Zweiter. Manche seiner Arbeiten sind selbst zu Ikonen geworden, etwa seine Aufnahmen von Richard J. Neutras “Kaufmann House” in Palm Springs von 1947 oder von Pierre Koenigs “Case Study House No. 22”, die 1960 in Los Angeles entstand.
 
Die Meisterschaft Shulmans wussten auch die Architekten zu schätzen. Einen „großmütigen Lehrmeister“ nannte ihn etwa Frank O. Gehry einmal. Der 1910 geborene Shulman hatte irgendwann einen Status erreicht, dass große Architekten ihn anriefen, sobald eines ihrer Häuser fertiggestellt war. Damit er es fotografiere. Frank Lloyd Wright gestand ein, dass er erst durch Shulmans Arbeit verstanden habe, was Architekturfotografie wirklich bedeute. Es schien bald, dass sich der Geist eines Hauses vollends erst in der gelungenen medialen Repräsentation mitteilt.
 
„Julius Shulman war einer der größten Fotografen und Bildermacher des 20. Jahrhunderts“, sagt Benedikt Taschen, der Verleger und Nachbar des Fotografen. Shulman lebte seit einem halben Jahrhundert in einem von Raphael Soriano entworfenen Haus in Los Angeles. Benedikt Taschen erzählt, dass das „Haus offen war für jedermann, und tausende Pilger aus der ganzen Welt kamen zu Besuch, um den Mann zu sehen, der das visuelle Gedächtnis der Moderne schuf.“
 
„Meine Karriere wird jedes Jahr besser“, hatte der Fotograf noch vor einiger Zeit gesagt. Und ergänzt: „Gott meint es wirklich gut mit mir“. Julius Shulman ist am Mittwoch im Alter von 98 Jahren gestorben.