Christian Jankowski in London

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Erfolgreiche zeitgenössische Künstler sind auch architektonisch verwöhnt. Galerien werden immer opulenter, Museen raffinierter, Räume in allen Spielarten von Miami bis München optimiert. Christian Jankowski, geboren 1968 in Göttingen, kennt diese Grundrisse der Kunstwelt, er stellt seit Jahren in ihnen aus. Nun lud die Londoner Pump House Gallery den Videospezialisten ein – und eine piefige 80er-Jahre-Ästhetik schlug ihm entgegen. Hier sollte er etwas verwirklichen? „Ich war pikiert, doch meine Empörung interessierte mich auch. Ich begann, über den White Cube und das, was man heute als Künstler von ihm erwartet, nachzudenken.“

Anstatt das zur Verfügung stehende Budget in eine neue Arbeit zu stecken, die später unter schlechter Beleuchtung an ungepflegten Wänden hängen würde, entwickelte Jankowski am lebenden Objekt die „perfekte Galerie“: Er ließ Fußleisten herausreißen, das Lichtsystem austauschen, Glastüren einsetzen – und überführte diese Renovierung höchst amüsant in ein Sendeformat aus dem Mainstream: Entstanden ist eine Dokumentation, präsentiert von einem in England beliebten TV-Moderator von Home-makeover-Shows.
Mit bewundernswerter Ahnungslosigkeit sucht der Interiorexperte nach „Inspiration“ für den Umbau und bewegt sich dabei durch die Tate Modern und andere Tempel wie durch Sanitärabteilungen bei Ikea. „Neonlicht? Geht gar nicht!“

Als Jankowski dem Kommentator am Ende der Sendung verkündet, in der Schau gebe es außer der Doku und den leeren, nun ideal instand gesetzten Sälen nichts zu sehen, entgleisen dem smarten Briten kurz die Gesichtszüge – ein großartiger Moment der Begegnung von Konzeptkunst und Populärkultur.

Wie stimmig das Projekt in seiner Kombination aus Realität und Performance allerdings ist, erweist sich an der neuen Wandfarbe. Sie wurde von einer örtlichen Traditionsfirma nicht nur speziell für den Künstler angemischt, sondern soll demnächst sogar zu kaufen sein: Jankowski Perfect Gallery White.