Der Regisseur Peter Thorwarth im Interview

"Ich bin da watt am planen dran"

Kleinkriminelle in Unna, und alles geht schief: Das Ruhrgebiet lacht heute noch über Peter Thorwarths Debütfilm „Bang Boom Bang“. Jetzt dreht der Regisseur wieder

Herr Thorwarth, wenn Sie am Samstag spätabends auf die Uhr schauen, was denken Sie da?
Ich habe gar keine Uhr. Wieso?

Um 23 Uhr sitzen seit vielen Jahren jede Woche Fans im UCI-Kino in Bochum und schauen sich Ihren Film „Bang Boom Bang“ an. Die sprechen quasi jeden Satz mit.
Wahnsinn, der Überknaller, oder? Das Phänomen hat sich schon früh entwickelt. Wir feiern da ja auch regelmäßig Partys, fünf Jahre, zehn Jahre, mittlerweile sind es 13. Ich habe gehört, dass das immer noch größer geworden ist.

Kennen Sie solche Leute wie in „Bang Boom Bang“?
Ja klar, aber natürlich nicht eins zu eins. Die sind eher eine Mischung aus mehreren Bekannten. Aber ich gehe ja mit offenen Augen durch die Welt.

Ihr Vater war bei der Polizei. Ist das auch ein Grund für Ihre Vorliebe für das kleinkriminelle Milieu?
Ja. Zwar gibt es das Beamtengeheimnis, aber ich habe schon viel mitbekommen aus dem halbseidenen Umfeld. Es hat da sehr gemenschelt, ich habe die andere Seite der Sache kennengelernt, das hat meine Sicht auf die Welt geprägt.

Ihre berühmte Unna-Trilogie - „Bang Boom Bang“ (1999), „Was nicht passt wird passend gemacht“ (2002) und „Goldene Zeiten“  (2005) - kann auch nur in Unna spielen?
Ja, die ist von der Mentalität hier geprägt. Unna liegt am östlichen Rand des Ruhrgebiets, hat etwas Kleinstädtisch-Provinzielles, das hat den Vorteil, dass sich die Figuren regelmäßig über den Weg laufen.

Das Ruhrgebiet als Filmsujet, haben Sie da Vorbilder?
Ja, die Winkelmann-Filme und vor allem „Theo gegen den Rest der Welt“ von Peter F. Bringmann mit dem jungen Marius Müller-Westernhagen. Das sind Filme, die ich schon als Jugendlicher geguckt habe, die mich geprägt haben mit ihrer Dreckigkeit.

Weil es um Heimat ging?
Ich habe mich auch später in meinem Leben immer wohler gefühlt an solchen vermeintlich unschöneren Orten. Ich habe zehn Jahre in München gewohnt, zehn Jahre in Berlin, seit zwei Jahren bin ich in Köln. Da kann man durchaus glücklich werden. Besonders am Ruhrgebiet sind aber die Menschen. Die sind unverblümt, haben so eine bestimmte Ehrlichkeit und sind irgendwie unverklemmter.

Beenden Sie bitte den Satz: Ralf Richter ist ein guter Schauspieler, weil…
…er einzigartig ist. Ich weiß, das ist ein dehnbarer Begriff, aber er kann Vollgas geben, overacten, und dem nimmt man das ab. Ein richtiger Volksschauspieler. Wenn man mit dem durch die Stadt geht, feiern die Leute ihn ab. Wir sind Freunde, obwohl er mich schon manches Mal an den Rand des Wahnsinns getrieben hat. Er hat in mei nem neuen Film eine kleine, coole Rolle.

Was ist das für ein Film?
Ich verfilme den Roman „Nicht mein Tag“ des Dortmunders Ralf Husmann, bekannt als Autor der Fernsehserie „Stromberg“. Der Film beginnt im Ruhrgebiet, ist aber ein road movie. Ein Bankangestellter in der Midlife-Crisis wird als Geisel genommen, daraus entwickelt sich eine Art Selbsterfahrungstrip. Moritz Bleibtreu spielt den Bankräuber. Mitte des Jahres soll der Film abgedreht sein.

Dieses Interview erschien zuerst im Sonderheft "Monopol Ruhr". Sie finden es am Kiosk oder können es hier bestellen