Informationszeitalter in der Kunst

Das musst du wissen

Längst leben wir im Informationszeitalter - aber was machen wir mit all den Erkenntnissen? Eine Ausstellung in Basel zeigt den künstlerischen Umgang mit dem unerbittlichen Strom aus Daten - und taucht in eindrucksvolle Komplexitäten ein 

Eine Gruppe von Physikern mit Sitz in Los Angeles arbeitet seit 2009 an einer Theorie, die disziplinübergreifend eine einheitliche Erklärung zum Universum liefern soll. Diese Emergence Theory basiert auf einem grundlegenden Konzept: Unsere gesamte Realität besteht aus Informationen. Abgesehen von den Implikationen für die theoretische Physik zeigt das Vorhaben vor allem die immense Bedeutung, die Informationen zugeschrieben wird: Längst sind wir im Informationszeitalter angekommen.

"Information (Today)" bringt Künstler und Künstlerinnen zusammen, die sich genau mit diesem komplexen Themenfeld befassen. Die Ausstellung ist als lose Reaktion auf die legendäre "Information"-Ausstellung konzipiert, die von Kynaston McShine 1970 im MoMA kuratiert wurde. Sie sorgte damals für Furore, weil sie das Gefühl des Informationszeitalters aufgriff, noch bevor es sich in der Deutlichkeit als solches zu erkennen gab. Die hier gezeigten 16 zeitgenössischen Positionen zeigen verschiedene Umgänge mit dem "unerbittlichen Strom an Informationen und Daten, welcher die Gegenwart formt", wie es im Begleittext heißt. Doch wer Information im Überfluss erwartet, liegt falsch – zumindest auf den ersten Blick.

Visuell scheint die Ausstellung gewohnt clean wie jede andere. Die enorme Komplexität eröffnet sich dann innerhalb der jeweiligen Positionen, die aus den verschiedensten Bezugssystemen und Kontexten schöpfen. Sie hinterfragen teils innerhalb der Kunstwelt ihr Medium, wie es die multimedialen Malereien von Laura Owens tun, die Digitales und Analoges in einem verpixelten Gemälde vermengen, doch reichen auch darüber hinaus.

Begleitende Informationen sind spärlich gesät

Das fesselnde 3-Kanal-Video "Bitcoin Mining and Field Recordings of Ethnic Minorities“ (2018) von Liu Chuang ist ein eigener kleiner Informationskosmos, der Themen wie das Schürfen von Kryptowährungen, Landflucht und die Geschichte der Kolonisierung der indigenen Völker Chinas auf überraschende Weise parallel führt. Heraus kommt ein bildgewaltiger soziopolitischer Essay, der abschließende Urteile verweigert. Und dann sind da noch die aufrecht stehenden Mumienschlafsäcke von Simon Denny, die als moderne Skulpturen eine Verbindung zwischen Margaret Thatcher und der Wohnungsnot im Silicon Valley herstellen – gefertigt aus den Halstüchern der Politikerin und gebrandet mit dem Patagonia-Label, der Uniform der Techies.

Das Eintauchen in diese eindrucksvollen Komplexitäten, die das inzwischen überbordende Spektrum des Informationsbegriffs auffächern, gelingt vor allem denjenigen, die noch weiter recherchieren, denn in der Ausstellung sind begleitende Informationen spärlich gesät.