Pritzker-Preisverleihung in Amsterdam

Japaner Ban erhält "Nobelpreis für Architektur"

Amsterdam (dpa) - Der japanische Architekt Shigeru Ban ist mit dem weltweit wichtigsten Preis für Architektur, dem Pritzker-Preis, geehrt worden. Ban werde für sein exzellentes Lebenswerk und sein Engagement für Opfer von Naturkatastrophen ausgezeichnet, würdigte der Vorsitzende der Jury, Lord Peter Palumbo, am Freitag in Amsterdam. «Ban leistet einen wichtigen Beitrag für die Menschheit.» Der mit 100 000 US-Dollar dotierte Preis gilt als der Nobelpreis für Architektur. Ban sollte die Auszeichnung am Abend im Amsterdamer Reichsmuseum erhalten.

Der 56-jährige Architekt entwirft und baut seit über 20 Jahren preiswerte und wiederverwertbare Notunterkünfte in Katastrophengebieten. Dabei arbeitet er eng mit der lokalen Bevölkerung zusammen. So entwickelte er etwa für die Überlebenden des verheerenden Erdbebens im japanischen Kobe 1995 Häuser aus Karton und baute eine «Kirche aus Papier». «Ban baut mit den Menschen nach ihren Wünschen, Träumen und Bedürfnissen», sagte Lord Palumbo.

Der Preisträger beklagte einen Mangel an sozialem Engagement von Architekten. «Normalerweise bauen Architekten für privilegierte Leute monumentale Gebäude, die deren Macht und Reichtum wieder spiegeln sollen.» Durch den Klimawandel würden Naturkatastrophen und damit die Zahl der Obdachlosen zunehmen. «Gerade Menschen, die alles verloren haben, brauchen bequeme und schöne Häuser», sagte Ban.

Die Jury des von der US-amerikanischen Industriellenfamilie Pritzker gestifteten Preises will mit der diesjährigen Entscheidung auch auf das weltweite Problem von Obdachlosigkeit aufmerksam machen. Nach Schätzungen der UN brauchten 2020 mehr als eine Milliarde Menschen ein Dach über dem Kopf, sagte der Vorsitzende.

Seit 1979 wird der Pritzker-Preis an einen Architekten verliehen, der sich mit seinem Werk auszeichnet und zugleich einen Beitrag für die Menschheit leistet. Die Feier findet jährlich an einem anderen Ort weltweit statt.