Piotr Uklański im Bass Museum

Künstler glotzt zurück

„Ich möchte das Folgende sein: ein Modernist, ein Postminimalist, ein Pop-Konzeptualist, ein Fotograf, ein Dilettant, die Muse eines Malers, ein politischer Künstler wie Boltanski und ein Filmemacher wie Polanski“, hat Piotr Uklański einmal gesagt – allerdings in einem Gespräch mit Maurizio Cattelan, und da weiß man nie, wer eigentlich gerade wen auf den Arm nimmt.

Sicher ist: Der 1968 in Warschau geborene Künstler spielt geschickt auf der Klaviatur der zeitgenössischen Kunststrategien, und das laut genug, um international Aufmerksamkeit auf sich zu lenken – mittlerweile ist er bei der Gagosian Gallery unter Vertrag.

Bekannt wurde er in den 90er-Jahren in New York, etwa mit einem Dancefloor samt Soundsystem, der Donald Judd zitierte. Empörung löste seine Fotoarbeit „Untitled (The Nazis)“ aus, die prominente Schauspieler in Nazirollen zeigt. Uklański hat Bilder ausgestellt, die aussehen wie kitschige Stockfotografie, er hat über Porno und den Papst gearbeitet und den nach eigenen Angaben ersten polnischen Western gedreht (der ihn 2006 sogar zum Filmfestival von Venedig brachte).

Seine große Schau im Bass Museum of Art, die pünktlich zur Art Basel/Miami Beach eröffnet, verspricht nun nicht übertrieben skandalös, dafür aber bunt zu werden. Uklański bedient sich dort unter anderem einer in Hippiezeiten populär gewordenen Technik des Färbens von Stoffen – im Zentrum der Ausstellung steht eine gebatikte amerikanische Flagge. Der Titel „ESL“ soll als Abkürzung für „English as a second language“ gelesen werden: Es geht um Immigration, um Transfers, um Übersetzung, die im Leben wie in der Kunst immer Lücken produzieren.

Neben Bildern im Batikverfahren, aus zerrissenem Papier und Abfällen, die beim Spitzen von Stiften entstehen – bei Bastelstunden im Kindergarten beliebte Techniken – präsentiert Uklański Wandmalereien und neue Skulpturen. Darunter ist ein riesiger Augapfel aus Stoff, der am Sehnerv von der Decke baumelt. Achtung: Dieser Künstler glotzt zurück, zum Vergnügen seines Publikums.

"Piotr Uklański: ESL", Bass Museum of Art, Miami Beach, 5. Dezember bis 16. März 2014