Museum Ludwig präsentiert sich neu

Kaiser ordnet sein Reich

Köln (dpa) - Fünf Wochen war das Museum Ludwig direkt neben dem Kölner Dom geschlossen, jetzt öffnet es wieder seine Türen und präsentiert seine ständige Sammlung neu. Der junge Direktor Philipp Kaiser (41) - Nachfolger von Kasper König (69) - hat umgeräumt, um einen «frischen Blick» auf die Sammlung zu ermöglichen. Werke wurden aus dem Depot geholt, andere verschwanden oder finden sich in neuer Nachbarschaft wieder.

«In erster Linie ging es darum, den Bestand zu durchforsten, die ganzen Leichen im Keller noch einmal zu exhumieren», sagte der 41 Jahre alte Schweizer Kaiser am Mittwoch. «Ich finde es wichtig, dass man immer wieder zurückgehen kann ins Museum und die Dinge dann auch wieder neu arrangiert sieht.» So habe er einige bedeutende Werke hervorgeholt, die längere Zeit nicht zu sehen gewesen seien.

Die beiden Stifter Peter Ludwig (1925-1996) und Irene Ludwig (1927-2010) hätten eben nicht nur Pop Art, Konstruktivismus und Picasso gesammelt, sondern auch Konzept-Arbeiten und Werke des Minimalismus. Um das zu zeigen, verschwand vorübergehend sogar ein Schlüsselwerk wie «Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind» von Max Ernst im Depot. Das wohl bekannteste Bild des Museums, «Ema auf der Treppe» von Gerhard Richter, ist dagegen weiter zu bewundern - unter Panzerglas.

Das auffälligste Werk, das neu gezeigt wird, ist eine turnhallengroße Installation von Barbara Kruger ohne Titel, in der riesenhaft vergrößerte Zeitungsfotos und -Schlagzeilen dominieren, während der Besucher gleichzeitig mit Politiker-Phrasen beschallt wird. Kruger will damit den Missbrauch von Macht in der Politik, aber auch in Medien und Werbung thematisieren.

Kaiser, der lange in Los Angeles gearbeitet hat, ist seit einem Jahr Nachfolger des renommierten Direktors Kasper König. Nach seiner Vision für das Museum befragt, antwortete er am Mittwoch: «Ein Museum für alle - aber mit 'ner guten Message für die Kunst.» Er sei davon überzeugt, dass die Sammlung ihren kunsthistorischen Anspruch hochhalten und gleichzeitig für die Masse attraktiv bleiben könne.

Es gehe ihm dabei keineswegs darum, seine Sicht auf die Kollektion in Stein zu meißeln oder alles neu zu erfinden. «Es gibt keine gültige Präsentation», sagte Kaiser. Und so ist denn auch die «ständige Ausstellung» alles andere als beständig. Bereits in drei Monaten wird sie sich wieder verändern, wenn Papierarbeiten und Fotos aus konservatorischen Gründen ins dunkle Depot zurückwandern und andere Werke ihren Platz einnehmen.

"Not Yet Titled. Neu und für immer im Museum Ludwig", 11. Oktober bis 26. Januar 2014, Eröffnung: 10. Oktober, 19 Uhr