White Cube Gallery, London

Keinem Menschen ferner

Würde Bret Easton Ellis sein nächstes Buch über einen Maler schreiben, wäre Richard Phillips wohl die Figur, die ihm in den Sinn käme. Groß, elegant, präzise und lässig zugleich in seiner Artikulation und Bewegung – makelloser kann man die Essenz des perfekten New Yorkers nicht verkörpern. Seine fotorealistischen Gemälde sind bekannt für ihre wändesprengenden Ausmaße, Mädchen aus Hochglanzmagazinen, der Pornografie entlehnte Akte, perfekt geschminkte Appropriation-Art.

Richard Phillips sitzt an diesem Morgen in Jay Joplings Londoner White Cube Gallery und signiert eine Edition kleinerer Pastellporträts, die vor ihm auf dem Tisch liegen: Es sind Antlitze der Ikonen globalen Teenagerbegehrens, von Taylor Momsen über Zac Efron bis Justin Timberlake. Unten, in der Ausstellung, hängen ihre makellosen Twentysomething-Gesichter in Öl und gewohnten Phillips-Dimensionen, der Titel „Most Wanted“ ist ein dezenter Verweis auf Warhols „Thirteen Most Wanted Men“-Serie aus den 60er-Jahren.

Anders als Phillips’ überdimensionale Wesen aus amerikanischen Massenmedien, die Dominanz ausstrahlen, arbeiten seine neuen Gemälde mit emotionaler Grausamkeit. Man steht vor DiCaprio und es entsteht eine fast quälende Spannung zwischen der Möglichkeit zur totalen, physischen Nähe zum Gemälde und der Erkenntnis, dass man keiner Person auf dem Planeten ferner ist als dem Megastar.

Phillips legt auf den Hintergrund Muster aus Luxuslogos und steigert damit die Königsdisziplin der Traumfabrik ins Absurde: der begehrte Schwarm im Blitzgewitter vor der Step-and-repeat-Wand. „Nicht zuletzt wollte ich damit zeigen, dass die Beziehung zwischen Luxusindustrie und Kunst längst nicht mehr trennbar ist. Inzwischen hat doch jeder alternative Kunstraum seine Glamourpartys mit Sponsorenwand, vor der die Stars posieren.“

White Cube Gallery, London, bis 5. März