"Für ein Europa der Vielen"

Künstler demonstrieren in Berlin für offene Gesellschaft 

In Berlin sind am Sonntag Künstler und Vertreter von Kultureinrichtungen für eine offene Gesellschaft auf die Straße gegangen. Der Künstler Wolfgang Tillmans rief eine Woche vor der Europawahl zur Stimmabgabe auf: "Nichtwählen bedeutet nicht Neutralität"

Unter dem Motto "Unite & Shine - Für ein Europa der Vielen!" zogen sie von der Volksbühne zum Platz des 18. März. Die Veranstalter sprachen von 5000 Teilnehmern.

Zur Demonstration sprachen unter anderem der Schriftsteller Ingo Schulze, der Warschauer Theaterintendant Paweł Łysak sowie des Künstler Wolfgang Tillmans. Ingo Schulze forderte, sich für grundlegende Veränderungen stark zu machen. "Es reicht nicht, sich als weltoffen und bunt zu gerieren und die EU-Fahne zu schwenken", sagte er. "Eine Glorifizierung der EU in ihrer jetzigen Struktur und Funktionsweise ist genauso borniert und falsch wie ein Zurück zum Nationalstaat."

"Was wir erleben, ist ein reaktionäres Aufbäumen gegen 100 Jahre gesellschaftlichen Fortschritt", sagte Wolfgang Tillmans, der seit dem Brexit-Referendum mit Kampagnen zur Wahl aufruft. "Nach dreieinhalb Jahren, in denen ich einen Teil meiner Zeit dem Aktivismus gewidmet habe, ziehe ich das Resümee, dass es am allermeisten um Wahlbeteiligung und Anteilnahme an der Demokratie geht. Das Arbeiten an Kampagnen hat eine fokussierende und energiefreisetzende Kraft. Aber eigentlich ist es nie genug Zeit und es ist nie genug Reichweite erreicht. Was es wirklich braucht, ist beständige Vermittlung der Grundregel: Ein Mensch, eine Stimme!" Nichtwählen bedeute nicht Neutralität, so der Künstler, sondern eine Stärkung der anderen.

Zeitgleich fand in Berlin eine Demonstration gegen Nationalismus statt. Diese zog vom Alexanderplatz zur Siegessäule. Das Bündnis "Die Vielen" hatte in mehreren Städten zu Demonstrationen aufgerufen - unter anderem auch in München, Hamburg und Wien.