Wolfsburg

Künstler malt riesiges Bild mit der Zunge

In Wolfsburg schaut das Kunstmuseum auf den menschlichen Mund als Quelle von Kunst. Dazu malt der Künstler Benjamin Houlihan jetzt ein riesiges Bild mit seiner Zunge

Die Leinwand ist für Malerinnen und Maler offenbar so etwas wie eine undurchdringliche Membran zu einer höheren Wirklichkeit. Klingt das zu pathetisch? Kann sein, aber warum sonst haben sie in der langen Malereigeschichte diese doch eigentlich profane Anordnung aus Stoff auf Holzrahmen immer wieder attackiert, gestreichelt, betüpfelt, penetriert, angekokelt – und das mit vollem Körpereinsatz. Es wirkt bisweilen verzweifelt. Vielleicht aber auch lustvoll.

In Wolfsburg geht der Künstler Benjamin Houlihan in puncto Körperlichkeit noch einen Schritt weiter und malt ein Bild mit seiner Zunge. Dafür nimmt der Düsseldorfer eine Mischung aus Quark und Lebensmittelfarbe und leckt an einer etwa 30 Quadratmeter großen Leinwand. Die roten Zungenspuren sollen den Titel "Untitled (Licked Wall)" bekommen. 

Das Werk wird im Wolfsburger Kunstmuseum Teil der Ausstellung "In aller Munde. Von Pieter Bruegel bis Cindy Sherman" werden. Bei der laut den Ausstellungsmachern wichtigsten Schau des Jahres werden ab 31. Oktober Arbeiten von mehr als 150 Künstlerinnen und Künstlern in Wolfsburg zu sehen sein. Das Kunsthaus zeigt dabei mehr als 250 Kunstwerke und Objekte von unter anderem Albrecht Dürer, Pablo Picasso, Louise Bourgeois, Marina Abramović und Andy Warhol.

Und siehe da: Nicht nur in der Malerei ist der Mund ein Instrument, das Orale ist allgemein in der Kunst verbreiteter als gedacht.