Hochschulreport 2006

Kunstakademie Karlsruhe

Die Verjüngte: Wer in die alte Stadt der Techniker und Naturforscher kommt, ist plötzlich wer

Damals, als man kurz vor dem Abitur zuberufsbildenden „Schnuppertagen“ in dieumliegenden Studentenstädte pilgerte,hatte sich Karlsruhe sofort eingebrannt als Stadt der Techniker und Naturwissenschaftler. Extrem hoher Männeranteil. Für alle, die etwas mit Kunst anfangen wollten, kam Karlsruhe nicht in Frage. Eher schon Frankfurt, Berlin oder Düsseldorf.

Das Kreativpotential Karlsruhes hat sich seither mächtig gewandelt. Ende der neunziger Jahre wurde das Zukunftslabor ZKM eröffnet. Die dortigen Galerien mit betont zeitgenössischem Programm sind mittlerweile auf internationalen Kunstmessen vertreten. Und wer an die Kunstakademie Karlsruhe geht, ist plötzlich wer. Schwer zu sagen, wie und wann genau sich dieser gute Ruf einstellte – auf alle Fälle aber dürfte es an der ausgewählten Berufung von Lehrenden liegen, daß die Kunstakademie Karlsruhe bis heute beständig an Fahrt gewinnt. Rektor Erwin Gross, Stephan Balkenhol, Ernst Caramelle, Helmut Dorner, Meuser und Günter Umberg vertreten gewissermaßen die mittlere Generation, während die Akademie vor allem in den vergangenen sechs Jahren eine beeindruckende Liste junger Künstlerinnen und Künstler berief: von Franz Ackermann und John Bock über Leni Hoffmann und Marijke van Warmerdam bis zu Thomas Zipp, der gerade von Berlin aus zur Vertretungsprofessur nach Karlsruhe pendelt.

Über diese Professorenriege weiß die Kunstakademie ihre Studierenden hervorragend auszubilden und zu vernetzen. Im April dieses Jahres stellte Ernst Caramelle eine Ausstellung mit Meisterschülern der Kunstakademie zusammen, die unter dem Titel „Top 06“ im Kunstverein Freiburg und in der Columbus Art Foundation Ravensburg zu sehen war. Gezeigt wurden darin herrliche Konstellationen, wie etwa die zwischen den beklemmend frechen Holzskulpturen Ilona Herreiners und der collageartigen Malerei von Christina Gay. Etwa zeitgleich stellte die Galerie Meyer Riegger neueste Werke von 13 Studierenden der Karlsruher Akademie aus – darunter auch die Materialcollagen und Objekte von Björn Braun, die stets souverän zwischen Natur und Artefakt, zwischen böser Vorahnung und heiterem
Nachklang changieren. „Das, was an der Akademie derzeit entsteht, ist für uns sehr erfreulich“, meint Thomas Riegger. „Und es ist genauso wichtig, daß wir als Karlsruher Galerie den Studierenden eine Plattform geben, um ihre Arbeiten zu präsentieren.“
Riegger weiß, wovon er spricht. Und er hat es – anders als wir – wohl schon damals besser gewußt: als er Anfang der neunziger Jahre nach Karlsruhe ging, um an der Akademie Kunst zu studieren.

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