"No Such Thing As History“ im Espace Louis Vuitton

Münchner Geschichten

Wer an die Verbindung zwischen Louis Vuitton und Kunst denkt, dem fallen wohl zuerst die gepunkteten All-over-Prints von Yayoi Kusama ein oder die bunten Murakami-Handtaschen aus einer längst vergangenen Saison. Dabei ist das Engagement für die Kunst nicht immer an Verwertbarkeit geknüpft. In Paris und Tokio existieren bereits LV-Ausstellungsräume zur Förderung junger Talente. Jetzt gibt es auch einen in München.

Am 29. März eröffnet in der Maximilianstraße 2 a eine Gruppenausstellung, die etwas anspruchsvoller ist als lachende Comic-Blumen auf Leder. „No Such Thing As History“ hat Jens Hoffmann, Gastkurator der ersten Espace-Ausstellung in München, die Schau genannt. Der Auftrag erschien ihm zunächst ziemlich eng zu sein: Er sollte einerseits Werke aus vier verschiedenen Münchner Privatsammlungen auswählen und außerdem bei einem weiteren Künstler neue Arbeiten in Auftrag geben. „Das hörte sich für mich erst mal etwas starr an. Ich fand allerdings gut, mit Münchner Sammlungen zu arbeiten, statt etwas von außen hereinzubringen“, sagt Hoffmann. Der neue Werkzyklus kommt von der Fotokünstlerin Annette Kelm, der Hoffmann bereits 2008 am CCA Wattis Institute in San Francisco eine viel beachtete Einzelausstellung ausgerichtet hatte.

Was könnten aber Werke aus vier verschiedenen zeitgenössischen Sammlungen und eine neu entstandene Werkreihe einander zu sagen haben? Hoffmann beschäftigt sich seit Langem mit dem Begriff von Geschichte: Inwiefern können wir Dinge als „wahr“ annehmen, die wir nicht selbst erlebt haben? Wie, so fragt er sich auch als jetziger Direktor des Jewish Museum in New York, kann man Geschichte in einem Museum repräsentieren? Er stellte in den letzten Jahren fest, dass sich viele Gegenwartskünstler ebenfalls genau damit befassen. „Geschichte ist ein Thema, das Künstler in den verschiedensten Formen untersuchen – als Kritik, Hommage, Persiflage, Rekonstruktion, als direkter Einfluss auf neue Werke. Und es geht nicht nur um Historie oder Kunstgeschichte, sondern oft auch um Persönliches.“

Hoffmann wählte entsprechende Arbeiten aus und konnte sich auch gleich für Kelms Vorschlag begeistern: Sie war im Münchner Institut für Zeitgeschichte auf die „Körperumhänge“ der Schauspielerin und Frauenrechtlerin Hannelore Mabry gestoßen. Die Aktivistin hatte seit den 60er-Jahren bis zu ihrem Tod 2013 in München gewohnt. Auf ihren Protest-Ponchos forderte sie etwa „Abrüstung bis aufs Küchenmesser!“ oder „Menschenrecht statt Männerrecht.“ Annette Kelm dokumentierte für die Ausstellung diese Bekleidung mit Botschaften. Dass daraus mal Mode wird, ist unwahrscheinlich.

„No Such Thing As History“, Espace Louis Vuitton, 29. März bis 8. August