Malakoff Kowalski

"Wenn ich am Klavier sitze, verschwindet alles um mich herum"

Losgelöst vom Rest der Welt: Malakoff Kowalski am Klavier
Foto Julija Goyd

Losgelöst vom Rest der Welt: Malakoff Kowalski am Klavier

Onomatopoesie ist, wenn ein Geräusch zum Wort wird. Der Musiker Malakoff Kowalski schürft mit seinem neuen Album "Onomatopoetika" unter der Ebene des Sprachlichen nach Bedeutung. Sein neues Musikvideo, das auf Monopol-Online Premiere feiert, spielt hoch über den Dächern Berlins

Malakoff Kowalski, der Drehort Ihres neuen Musikvideos war auch schon Spielort einer Kunstperformance im Rahmen der Schinkel-Pavillon-Veranstaltungsreihe "Disappearing Berlin". Wie war es, in einer leeren Bürohochhaus-Etage zu drehen, Berlin zu Füßen?

Wenn ich am Klavier sitze, verschwindet alles andere um mich herum. Davon handelt dieses neue Album. Vom Nichts. Von etwas, das losgelöst ist von der Welt da draußen. Die Künstlerin Nina Pohl, die das Atopo-Video inszeniert hat, kam auf die Idee, in dieser leerstehenden, obersten Etage zu drehen, wo früher die Kantine des Postbank-Hochhauses in Kreuzberg gewesen war. Da oben im 22. Stock, in einem riesigen Raum, der buchstäblich leer ist, schaut man über die ganze Stadt, und der Blick auf die "Welt da draußen" ist ein ganz anderer als der gewohnte. In der Musik suche ich eine ähnliche Verschiebung der Wahrnehmung. Nina wollte einen vollends klinischen Blick auf mich einfangen. Fotografiert hat Sten Mende das Video.

Sie sind Perser, in den USA geboren und in Deutschland aufgewachsen. Gibt es in Ihrer Musik Spezifika von bestimmten Orten?

Diese Klaviersuite hat absolut keinen Zusammenhang mit irgendwelchen Dingen aus der Wirklichkeit. Sie hat nichts zu tun mit Dingen, die mir passiert sind, die ich erlebt habe, mit Orten und Menschen, die mich umgeben. Sie ist der Versuch, lautmalerisch - onomatopoetisch - etwas zu vertonen, wofür ich keinen Namen habe. Ich konnte noch nicht einmal eine Sprache ausmachen, die geeignet gewesen wäre, die zehn Stücke zu betiteln.

"Ono", "Atopo", "Tika" - diese Titel erinnern an konkrete Poesie.

Die einzelnen Titel der Stücke sind eine dekonstruierte Kette von Bruchteilen des Wortes "Onomatopoetika". Bei allem Räteln darüber, wie diese Musik heißen müsste - auf dieses eine Wort konnte ich mich einigen. Denn es hat keine eigene Bedeutung, es beschreibt bloß eine Art und Weise, etwas zu äußern. Ich habe das Wort zerlegt und ihm in einer Sprache, die es nicht gibt, zehn einzelne Werknamen entnommen. Etwas, das keinen Namen trägt, ist beinah nicht existent. Und das ist ja auch die ganze Sache in der Musik: Etwas finden, das aus dem Nichts kommt.