Max Dax: Dreißig Gespräche

 
Gern inszenieren Journalisten ihre Interviews als lo­ckere, natürliche Gespräche. Diese Inszenierung schlägt meistens fehl. Gekünstelt und schematisch wirken da die Kon- versationen. Und kommt es zur echten Unterhaltung, rutscht diese oft ins Banale ab. Die Gespräche finden schließlich in anonymen Hotelzimmern und innerhalb eines abgesteckten Zeitrahmens von etwa 20 Minuten statt. Und Stars haben profimäßig ein paar vorgefertige Antworten parat.
Im neuen Suhrkamp-Band von Max Dax lässt sich nachlesen, dass es auch anders geht. Der „Spex“-Chefredakteur und Ex-Herausgeber des Interview­magazins „Alert“ kann sich ebenso gut mit Künstlern und Musikern wie mit Regisseuren und Schrift- stellern unterhalten. Medientheoretiker Friedrich Kittler begegnet er genauso auf gleicher Augenhöhe wie Schlagersängerin Nana Mouskouri. Immer mit viel Niveau, überraschenden Perspektiven und Raum für den Zufall, der sich bei guten Konver- sationen ergibt. Das Leben von Juliette Gréco recherchiert Dax so intensiv, dass er bei jeder Anekdote eine Jahreszahl parat hat. Er stellt originelle Fragen, wie die, ob Jenny Holzer ihrer Tochter auch ein paar Märchen auf Leuchtbändern programmiert. Mit großer Empathie schafft er es, Gisela Capitain Geheimnisse über Martin Kippen- berger zu entlocken und gegen Diedrich Diederichsen beweist er sich spielend in Pop- und Theoriediskursen.
Egal, ob er mit Kim Gordon, Jörg Immendorff, Alexander Kluge, Claude Lanzmann, Thomas Ruff oder David Bowie spricht – immer gibt er dem Leser das Gefühl, wie bei einem guten Glas Rotwein mit in der Runde zu sitzen.