Medienschau

"Der Kunstmarkt leidet seit langem unter einem Mangel an neuen Käufern"

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Magnus Resch über den Kunstmarkt, auf dem Weg zur Venedig-Biennale und Russlands strategische Liebe zur afrikanischen Kunst: Das ist unsere Presseschau am Donnerstag


Debatte

Mit einem Fokus auf Migration, Diaspora und Queerness liegt die Hauptausstellung der Venedig-Biennale von Kurator Adriano Pedrosa ganz im künstlerischen Zeitgeist. Im "Tagesspiegel" weist Nicola Kuhn jedoch darauf hin, dass das in Zukunft keine Selbstverständlichkeit mehr sein könnte. Schließlich übernimmt nach dieser Ausgabe ein neuer Präsident die Biennale di Venezia, der vorher als rechtspopulistischer Journalist bekannt war. "Der Kurator der Hauptausstellung, die im internationalen Pavillon in den Giardini und im Arsenale, der ehemaligen Seilerei, zu sehen sein wird, zieht jedenfalls sein Ding noch durch. Bereits der Titel 'Fremde überall' dürfte in konservativen Kreisen als Kampfansage verstanden werden. Pedrosa geht sogar noch weiter, indem er offensiv mitteilt, er sei der erste offen homosexuelle Kurator einer Biennale-Hauptausstellung. Endlich!" In Pedrosas Programm (die Künstlerliste finden Sie hier) vermutet Kuhn jedoch auch einige versteckte Zugeständnisse an die in Teilen rechtsextreme Regierung des Landes: "Ein wenig misstrauisch macht die dritte Sektion im 'Nucleo Storico', die der weltweiten italienischen künstlerischen Diaspora im 20. Jahrhundert gewidmet ist. Sollte sich da ein Kompromiss eingeschlichen haben, um die neuen Nationalstolz Italiens zu befriedigen und Parteigänger Melonis zu beschwichtigen?"
 

Museen

In den 1970er- und 1980er-Jahren zerstörte ein Krimineller in der BRD Gemälde von Dürer, Cranach, Rembrandt und Klee im Wert von etwa 300 Millionen Mark. Der vierteilige True-Crime-Podcast "Der Kunstzerstörer – Die Säure-Attentate von Hans-Joachim Bohlmann" geht auf Spurensuche zwischen Museen, Gerichtssälen und Psychiatrie. Seit heute ist die Koproduktion von Radio Bremen und ARD Kultur in der ARD Audiothek und auf ardkultur.de zu hören.

Was will Russland mit seinem neuen Afrika-Schwerpunkt in der Kunst bezwecken? Dieser Frage stellt sich Sophia Kishkovsky in "The Art Newspaper". Ein Teil der Antwort ist, dass sich in Zeiten von westlichen Sanktionen aufgrund des Angriffskriegs auf die Ukraine auch die kulturellen Schwerpunkte von Museen und Galerien verschieben. Kunst ist also Teil einer Diplomatie-Offensive, die afkrikanische Länder stärker an Putins Russland binden soll. "Der Trend spiegelt den Boom afrikanischer Kunst der letzten Jahre in Europa und den USA wider, steht aber auch im Einklang mit der sich entwickelnden Außenpolitik des Kremls. 'Reversed Safari', Russlands erste große Ausstellung afrikanischer Kunst, fand letzten Sommer in der zentralen Ausstellungshalle in St. Petersburg statt und umfasste mehr als 300 Werke von 49 afrikanischen und 14 russischen Künstlern. Das Staatliche Russische Museum, das seit April von der Putin-Loyalistin Alla Manilowa geleitet wird, zeigte gleichzeitig die Ausstellung 'Afrika in der russischen Kunst'. Beide Ausstellungen standen im Zusammenhang mit Putins zweitem Russland-Afrika-Gipfel, der im Juli in der Stadt stattfand. In der Erklärung des ersten Gipfeltreffens im Jahr 2019 hatte man sich unter anderem verpflichtet, die Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Bildung und Tourismus zu fördern."


Kunstmarkt

Lange nichts mehr von Magnus Resch gehört? Dabei hat der deutsche Vielschreiber und Erfinder der inzwischen offenbar nicht mehr verfügbaren "Magnus App" ein neues Buch veröffentlicht: "How to Collect Art" beruht auf einer Umfrage, die Resch mit fast 200 Sammlern und Galeristen durchgeführt hat. Das Ergebnis ist ähnelt dem, was der Ökonom in früheren Büchern festgestellt hat: "Der Kunstmarkt leidet seit langem unter einem Mangel an neuen Käufern", sagt Resch im Interview mit "ARTnews". "Obwohl sich die Zahl der Millionäre in den letzten zehn Jahren weltweit verdoppelt hat und die Zahl der Besucher von Kunstveranstaltungen einen Rekord erreicht hat, ist der Wert des Kunstmarktes nur stabil geblieben. Diese Diskrepanz deutet auf ein Konversionsproblem hin, bei dem die neuen Wohlhabenden nicht nahtlos in Kunstkäufer übergehen."

Der russische Milliardär Dmitriy Rybolowlew hat einen Prozess gegen das Auktionshaus Sotheby's verloren, das seiner Meinung nach an einem spektakulären Kunstbetrug gegen ihn beteiligt war. Bereits jahrelang war er gegen den Kunstberater Yves Bouvier vorgegangen, der durch übertriebene, fiktive Preise Millionen für sich selbst abgezweigt haben soll. Dass das Gericht nun gegen Rybolowlew und für Sotheby's geurteilt hat, ist laut Jörg Häntzschel in der "Süddeutschen Zeitung" keine gute Nachricht für den Kunstmarkt, da das Gemauschel hinter verschlossenen Türen an den Grenzen der Legalität nicht genauer hinterfragt werden muss. "Doch so wenig es Rybolowlew gelang, das Opfer zu geben, so wenig hat der Prozess der Reputation von Sotheby's geholfen, ganz zu schweigen vom Ruf Bouviers. Es gibt keine Schuldigen, aber alle stehen beschädigt da. Die paradoxe Folge ist, dass im Kunstmarkt alles so weitergehen kann wie bisher."


Film

Die australische Schauspielerin und "Barbie"-Darstellerin Margot Robbie ist eigener Aussage zufolge nicht traurig über die ausgebliebene Oscar-Nominierung für ihre Rolle in dem Erfolgsfilm. "Es gibt keine Möglichkeit, sich traurig zu fühlen, wenn man weiß, dass man so gesegnet ist", sagte Robbie übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge bei einer Diskussionsveranstaltung in Los Angeles. Der Film "Barbie" war im vergangenen Jahr zu einem Welterfolg geworden. Bei den Oscar-Nominierungen in der vergangenen Woche hatte der Film acht Preischancen einheimsen können - aber weder wurde Robbie für die beste Hauptrolle, noch Greta Gerwig als beste Regisseurin nominiert, was für viel Kritik gesorgt hatte. Auch Ryan Gosling, der als Ken für die beste Nebenrolle nominiert wurde, hatte die ausgebliebenen Nominierungen kritisiert. "Natürlich denke ich, dass Greta als Regisseurin hätte nominiert werden sollen, denn was sie geschafft hat, ist eine Sache, die in einer Karriere und in einem Leben einmalig ist. Aber es war ein unglaubliches Jahr für all diese Filme." Sie sei "mehr als begeistert" über die acht Nominierungen, sagte Robbie. "Wir wollten etwas machen, was die Kultur bewegt und verändert und Auswirkungen hat. Das hat es schon getan - und mehr als wir uns jemals erträumen konnten. Und das ist wirklich die größte Belohnung, die aus all diesem kommen konnte."