Vier Fragen an Tom Dixon

"Menschlicher Kontakt ist das Wichtigste"

Herr Dixon, sind Sie eigentlich gerne auf Reisen?

Es liegt mit im Blut. Als kleines Kind habe ich mit meinen Eltern in Tunesien, Marokko, Ägypten, Frankreich und England gelebt. Heute besuche ich auf der ganzen Welt die Fabriken, die meine Produkte herstellen, und ich reise zu Marketing- und Kommunikationszwecken. Ich mag eigentlich alles am Unterwegssein, außer die Sicherheitskontrollen am Flughafen. Viele denken, wir könnten bald alles von zu Hause am Computer machen. Aber menschlicher Kontakt ist immer noch das Wichtigste, in jedem Bereich unseres Geschäfts. Das ist seltsam, aber es ist so.

Sie haben eine Kollektion für Adidas geschaffen, die das Reisen zum Thema macht. Wie sind Sie an die Aufgabe herangegangen?

Beim Entwerfen denke ich immer zunächst an mich selbst und nicht an den Kunden oder den Auftrag. Mein Ausgangsproblem war: Ich möchte gerne organisiert und auf alles vorbereitet sein – aber bin es nicht. Und der Auftrag lautete: Gestalte eine Tasche. Aber ich dachte, ich sollte diese Tasche auch füllen und etwas entwickeln, das dem Reisenden hilft. Und diese Kollektion sollte eine Geschichte erzählen, die Geschichte einer einwöchigen Reise aus Arbeit und Spiel, Tag und Nacht. Ich habe Kleidungsstücke entworfen, die mehrere Funktionen erfüllen und bei denen man auch das Innere nach außen tragen kann. So muss man nicht so viel mitnehmen und hat immer alles dabei.

Adidas ist ein Sportartikelhersteller. Was bedeutet Ihnen Sport?

Ich mache kaum welchen, aber ich bin sehr an Materialen und Technologie interessiert. Ich glaube, viele Leute tragen Sportswear aus genau diesen Gründen und nicht etwa, weil sie Sportfans sind. Adidas besitzt eine Expertise in Textiltechnologie, die sich auch in anderen Bereichen anwenden lässt. Ich arbeite gerne mit großen Unternehmen zusammen, die Spezialisten sind und die es mir erlauben, mit Hightech zu spielen. Von der Seite der Unternehmen ist es sicher nützlich, einen Nicht-Experten einzuladen, der neue Herausforderungen an das Unternehmen stellt und alles noch mal umdreht. Die Mitarbeiter von Adidas leben, atmen, reden Sport, sie lesen Sportmagazine, haben ein Fitnessstudio in ihrem Büro. Manchmal ist es sicher nicht so leicht für sie, eine Welt außerhalb der ihren zu sehen. Ich helfe dabei.

Was ist der Tom-Dixon-Fingerabdruck auf dieser Kollektion?

Die naive Einfachheit, auch Rauheit. Schauen Sie sich die Turnschuhe an, die bestehen aus ziemlich kompliziertem Schnickschnack: Federungen, Luftlöcher, haftende Plastikteile, Wildleder-Patches, leuchtende Schnürsenkel. Manche Sportschuhe haben 20 oder 50 Features! Und ich versuche in meiner Arbeit, so viel wie möglich auf eine Story zu reduzieren. Die Schuhe müssen aus zwei Bestandteilen bestehen: Sohle und Schaft. Als Nicht-Modedesigner begebe ich mich in ein Unternehmen und benutze dessen Skills auf neue Weise.

Die Kollektion ist ab Januar 2014 erhältlich