Monopol-Podcast

In vielen Welten zu Hause: die Kunst und das neue Deutschland

Foto: Raimund Zakowski
Foto: Raimund Zakowski

Henrike Naumann "2000 – Mensch, Natur, Twipsy", 2019, Installationsansicht Kunstverein Hannover

Wie geht es Deutschland, welche Kunst wird hier gemacht und was hat die Kulturszene mit der Spaltung der Gesellschaft zu tun? Diesen komplexen Fragen widmet sich die neue Folge des Monopol-Podcasts

Allen bisherigen Folgen des Monopol-Podcasts in Kooperation mit Detektor FM hat man angemerkt, wie international die Kunstszene ist. Wir sprechen über Kunst, Ausstellungen, Galerien und Design, ohne dass dabei wirklich eine Rolle spielt, ob wir uns nun in Berlin, Düsseldorf, Wien oder New York befinden. Deshalb war es für die Monopol-Redaktion auch erst mal etwas seltsam, ein Heft dem Thema "Deutschland" zu widmen, sagt Chefredakteurin Elke Buhr.

Gibt es 30 Jahre nach der Friedlichen Revolution noch einen Unterschied zwischen Ost und West? Und welche Kunst wird heute in Deutschland gemacht? Die Bestandsaufnahme beginnt mit der Malerei. Lange galt sie als das Kunstmedium schlechthin, doch in den letzten Jahrzehnten verlor sie drastisch an Bedeutung.

Die Ausstellung Jetzt! Junge Malerei in Deutschland findet diesen Herbst gleichzeitig in Bonn, Wiesbaden und Chemnitz statt. Im Podcast erzählt Monopol-Redakteurin Silke Hohmann, welche Kunstakademien in Deutschland besonders wichtig sind und wie die Absolventinnen und Absolventen heute malen.

Pauschale Vorwürfe an die DDR-Kunst

Malerei aus der DDR hat seit der Wende bis heute ein schwieriges Standing. Ganze Sammlungen wurden in den 90ern für quasi wertlos erklärt. Pauschal wurde der Kunst vorgeworfen, ideologisch belastet zu sein. Erst jetzt wird sie langsam wieder zugänglich gemacht. Ein Thema, das die Künstlerin Henrike Naumann aus ihrer Familiengeschichte heraus interessiert.

Naumann wurde 1984 in Zwickau geboren. Ihr Großvater Karl Heinz Jakob war in der DDR ein renommierter Maler, danach interessierte sich niemand mehr für ihn. Naumann verwendet Gemälde ihres Großvaters in Installationen mit Billigmöbeln aus der direkten Nachwendezeit. Der "ästhetische Clash" nach der Wende hat sich Henrike Naumann stark eingeprägt.

Selbstkritik der "kosmopolitischen Elite"

Wieso Naumann darauf Wert legt, in ihrer Vita "mit ostdeutscher Erfahrung" zu lesen, und wie sie zwischen den Welten Zwickau und Berlin lebt, erzählt sie im Podcast. Ihre Kunst ist in nächster Zeit in der Kunstsammlung Zwickau, der Kunsthalle Düsseldorf und im Herbstsalon des Gorki Theaters zu sehen.

Außerdem unterziehen sich Moderatorin Sara Steinert und Monopol-Chefrekateurin Elke Buhr in dieser Episode einer scharfen Selbstkritik. Denn sie sind Teil der "kosmopolitischen Elite", die laut der Soziologin Cornelia Koppetsch einer Lebenslüge aufsitzt und die Spaltung der Gesellschaft mit verantwortet.