Tocotronics neues Album

Musik für Salons und Ateliers

Bitte nicht: Geniekult und Meisterwerke, kreative Machos und auftrumpfendes Strebertum! Viele Verse der Band Tocotronic taugen als Leitfaden fürs bessere Verständnis aktueller Kunst, und so wundert es nicht, dass die vier Musiker Videos, Cover und Booklets von Künstlern wie Willem de Rooij, Jan Timme, Nina Könnemann oder Henrik Olesen gestalten lassen. „Es ist schwierig, künstlerische Praktiken auf Musik anzuwenden“, sagte Sänger Dirk von Lowtzow einmal im Monopol-Interview, „aber ein gewisses Spiel mit Bedeutungen, wie es Künstler wie Marcel Broodthaers oder Marcel Duchamp vorgemacht haben, hat uns schon immer fasziniert.“



Zum 20. Bandjubiläum veröffentlicht Tocotronic am Freitag das Studioalbum „Wie wir leben wollen” mit 17 neuen Stücken, Sergej Jensen hat das Booklet mitgestaltet, Michaela Meise ist wieder als Background-Sängerin zu hören, und wenn man will, erkennt man in manchen Songs erneut Soundtracks zu Werken von weiteren Künstlern. Zu „Neue Zonen“ etwa ließe sich ein Faultier-Ensemble von Cosima von Bonin imaginieren, da ist von Pilzen die Rede, von „Plüschophilen“ und „Soft-Boys“, Schaum und Stoff.

Überhaupt klingt das Album versöhnlich, manchmal auch allzu sehr darauf bedacht, allen zu gefallen, zerfranst im „Spiel der Bedeu­tungen“. Letztlich aber macht auch diese Platte deutlich: Tocotronic ist ein echter Glücksfall.

„Wie wir leben wollen” erscheint am 25. Januar bei Universal Music / Rock-O-Tronic Records