Verstorbene US-Ikone

Statue von Richterin Ruth Bader Ginsburg enthüllt

Verehrt und unvergessen: Rund ein halbes Jahr nach dem Tod von Ruth Bader Ginsburg ehrt eine erste Statue die prominente Richterin in ihrer Heimatstadt New York – in einem Einkaufszentrum

Die etwa lebensgroße Bronze-Statue wurde am Freitag in einem Einkaufszentrum im Stadtteil Brooklyn enthüllt. Entstanden ist das Werk des Künstlerpaars Gillie and Marc in Zusammenarbeit mit der Initiative "Statues for Equality", die sich für mehr Statuen von Frauen in New York einsetzt. Ob eine Mall ein würdiger Erinnerungsort geeignet ist, ist dabei eine andere Frage. New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo hatte vor ein paar Monaten eine weitere Statue für die häufig als RBG abgekürzte Richterin angekündigt. Wo und ab wann diese zu sehen sein wird, war zunächst jedoch noch nicht klar.

Ginsburg war im September im Alter von 87 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. Die langjährige liberale Richterin am Obersten Gerichtshof der USA wurde 1933 in Brooklyn geboren und wird von vielen Menschen, vor allem auch in ihrer Heimatstadt, sehr verehrt. RGB war die erste Professorin, die Anfang der 70er-Jahre einen Lehrstuhl an der Columbia Law School erhielt. Sie arbeitete 27 Jahre lang als Richterin des Supreme Court, dem Obersten Gerichtshof der USA - als zweite Frau überhaupt in diesem Amt und setzte sich für Geschlechtergerechtigkeit, die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe und von Schwangerschaftsabbrüchen, für "Obama Care" und gegen die Todesstrafe ein. 

Rasante Ikonisierung

Die Ehrungen und Trauerbekundungen für "Notorious RBG" überschlagen sich seit ihrem Tod. Im East Village ist ein Wandbild entstanden, die Statue "Fearless Girl" in Manhattan wurde ihr zu Ehren mit einem Kragen geschmückt, und eine New Yorker U-Bahn Station wurde kurzfristig von einem Künstler nach ihr benannt. Für dieses Jahr plant die New-York Historical Society eine Ausstellung über ihr Leben. Die berechtigte Trauer um eine feministische Ikone?

Kritische Stimmen wie die Feministin Nicole Schöndorfer ergänzen zu der positiv geprägten Erinnerungskultur von Ginsburg, dass diese sich stets ausschließlich für weiße Frauen und liberale Politik eingesetzt habe, dem sogenannten "White-Feminism" angehört habe und ihre unreflektierte Ikonisierung und Romantisierung daher falsch sei. Schöndorfer ergänzt aber auch, dass immerhin die weißen Frauen der USA enorm von Ginsburgs Arbeit profitiert hätten.

Ruth Bader Ginsburg hat auf dem Weg zu Gleichstellung der Geschlechter wichtige Arbeit geleistet. Ihre Ikonisierung kann auch als Teil einer Erinnerungskultur verstanden werden, die uns lehrt, sich auf Teilerfolgen nicht auszuruhen.