Silber zu Gold: Willem de Rooij in der Kölner Galerie Buchholz

Als die Musikindustrie in den 50er-Jahren die Langspielplatte etablierte, wurden die zusammengestellten Songs gern mit Blumenbouquets verglichen. Nur in einem Punkt erschöpfte sich der Vergleich mit der Kunstfertigkeit der Floristen, denn welken sollten die Lieder natürlich nicht. Wenn die Band Tocotronic das Foto eines von den Künstlern Jeroen de Rijke und Willem de Rooij geschaffenen Blumenbouquets jetzt als Covermotiv ihrer neuen Platte „Schall und Wahn“ wählte, dann wohl auch, um an den Traum vom perfekten Rockalbum zu erinnern – der sich selten erfüllt. Was den melancholischen Postrockern natürlich bewusst ist.

In der Kölner Galerie Daniel Buchholz ist jetzt ein neuer Strauß der welkenden Kunstblumen zu sehen. Willem de Rooijs unter alleiniger Urheberschaft firmierendes Werk „Bouquet V“ – Jeroen de Rijke verstarb 2006 – ist ein Gruß an die Unendlichkeit: Keine der 55 Blumenarten ist zweimal vertreten, auch wenn ihre Farben, dominiert von Gelb- und Orangetönen, gut aufeinander abgestimmt wirken. Dieser Farbklang verweist auf das zweite Werk der Ausstellung, die Webarbeit „Vertigo’s Doll“. Der Titel ist wie der der Ausstellung, „Slit or Gloved“, ein Anagramm von „Silver to Gold“. De Rooij gab bei einer Handweberei im Umfeld seiner Berliner Wahlheimat eine gut vier Meter breite Leinwand in Auftrag. Eingewebt in das ungebleichte Leinen sind Metallfäden, deren Tönung von links nach rechts scheinbar stufenlos vom Silbrigen ins Goldene wechselt. Tatsächlich wurde die Mischung der Fäden in Zehnprozentstufen verändert, was jedoch mit dem Auge nicht auszumachen ist. Wie ja auch die Artenvielfalt im Blumenladen einem Laien am Valentinstag schier unendlich erscheinen mag. Kannte man de Rijke und de Rooij vor allem als Filmemacher, die in langen Einstellungen dem inneren Klang einer auch im Chaos geordneten Welt nachspürten, denkt man natürlich an die Kinoleinwand, die auf Englisch silver screen heißt. Die Bilder zu dieser Silberwand muss man allerdings selbst hinzudenken. Willem de Rooij, der Übriggebliebene des Duos, spielt etwas ratlos mit den Assoziationsfäden, ohne recht vom Fleck zu kommen – was bleibt, ist Melancholie.

Galerie Buchholz, Köln, bis 13. März