Ein paar Fragen an Mathias Döpfner

Herr Döpfner, Sie haben seit Jüngstem eine Nebentätigkeit – als Museumsbetreiber der Villa Schöningen an der Glienicker Brücke. Wie kam es dazu?
Es war eine Gelegenheit, wie man sie nur einmal im Leben bekommt. Ich bin seit 1998, seitdem ich in Potsdam wohne und in Berlin arbeite, jeden Tag zweimal an dem völlig heruntergekommenen Haus vorbeigefahren. Irgendwann begann ich, mich nach der Geschichte zu erkundigen, und erfuhr, dass es von Ludwig Persius erbaut wurde, dem Architekten des Königs. Ich recherchierte den Besitzer. Der hatte kein Interesse am Verkauf, wollte das Haus sogar abreißen lassen. 2007 verkaufte er dann doch, an mich und an meinen Freund Leonard Fischer, der im Gegensatz zu mir ein ernst zu nehmender Sammler ist.

Jetzt, wo die Villa renoviert ist, bedauern Sie es nicht, das Haus täglich mit Besuchern teilen zu müssen?
Es gab Momente, in denen ich dachte, hier zu wohnen wäre auch nicht schlecht. Aber uns war von Anfang an klar, dass ein Haus mit dieser Vergangenheit nur ein öffentlicher Ort, ein Museum werden kann.

Mathias Döpfner - Der Vorstandsvorsitzende des Axel-Springer-Verlags hat ein Museum in Potsdam eröffnet.

 

Was ist Ihr Konzept?
Im Erdgeschoss zeigen wir die Geschichte des Hauses. Es wurde ja von König Friedrich Wilhelm IV. in Auftrag gegeben, später war es der Sommersitz des jüdischen Bankiers Hermann Wallich. Sein Sohn Paul beging nach der Reichspogromnacht Selbstmord, seine Frau floh in die USA, und in der Folge wurde das Haus von den Nazis beschlagnahmt, später von den Russen. 1947 wurde es zur Geschäftsstelle des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes, von 1952 bis nach dem Fall der Mauer war es ein Kinderwochenheim.

Aus dessen Fenstern man die Agentenaustausche auf der Brücke beobachten konnte.

Genau. Das Hauptthema der von unserer Kuratorin Lena Maculan konzipierten Ausstellung ist die Brücke als Nabelschnur zwischen dem Sowjetreich und den USA. Diese verworrene, tragische, sehr deutsche Geschichte wollen wir erzählen und in der ersten Etage mit wechselnden Ausstellungen zeitgenössischer Kunst kontern.

Die erste Ausstellung ist eine Kooperation mit der Kunsthalle Wien und zeigt unter anderem Werke von Marcel Odenbach, den Kabakovs und Neo Rauch. Titel: „1989“. Könnte es nicht schwer werden, Ausstellungen immer wieder in ein Geschichtskorsett zu zwängen?
Es werden deutsch-deutsche Bezüge, der Kalte Krieg, Totalitarismus und Antitotalitarismus eine Rolle spielen. Am Ende geht es um Freiheit und Unfreiheit – ein ewiges Thema der Kunst.

Sie haben keine staatliche Förderung, die Renovierungskosten werden Sie mit Eintrittsgeldern auch nicht wieder reinbekommen. Das klingt schwer altruistisch.
Einerseits ja. Andererseits hat es verdammten Spaß gemacht, dieses Projekt zu verwirklichen. Schon deshalb soll es kein Ort des erhobenen Zeigefingers werden. Kommen Sie im nächsten Frühjahr und trinken eine Flasche Wein im Garten, spätestens dann wissen Sie, was ich meine.

www.villa-schoeningen.de