Art Basel/Miami Beach

Versaces Killer

Die Villa Design Group lädt bei der Art Basel/Miami Beach zum Besuch bei Serienmördern

Schon der Titel ist brutal: "Meat Locker (1–10)" ist nach einem Schlachterei-Kühlraum benannt. Die zehn Türen, die der Besucher der begehbaren Installation wie in einem Kabinett durchschreiten kann, sind aus kalt glänzendem Edelstahl. In den Türrahmen leuchten vielfarbige, fein ziselierte Skizzen und Namen auf, die in den Stahl gelasert sind. Die filigranen Zeichnungen verweisen auf die Schauplätze von Verbrechen. Die Namen gehören zehn berühmten Serienmördern, darunter Andrew Cunanan, der Mörder von Gianni Versace. Die Installation der Villa Design Group ist jetzt auf dem Stand der Berliner Galerie Mathew auf dem Positions-Sektor der Art Basel/ Miami Beach zu sehen.

2011 am Londoner Goldsmiths College gegründet, besteht die Villa Design Group aus dem Amerikaner Than Hussein Clark, 32, und den beiden 29-jährigen Briten William Joys und James Connick. Ausgangspunkt für ihr Projekt, sagt Connick im Interview, sei die trügerische Sicherheit der bei reichen Amerikanern so beliebten "gated houses". Kein Security-System konnte verhindern, dass der berühmte italienische Modedesigner im Juli 1997 auf den Stufen zu seiner wie ein neoklassischer Palast ausgestalteten Villa von einem Serienmörder erschossen wurde. Die Motive des Täters, der wie die übrigen neun Serienmörder – und wie Versace selbst – homosexuell war, sind unbekannt. Unbestritten ist nur, dass sie alle sich auf martialische Weise ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben.

Bühnenhaft räumliche, interaktive Skulpturen sind das Markenzeichen der Villa Design Group. Mal sind es reale Protagonisten und Schauplätze, mal Bühnen- oder Romanfiguren, deren Schicksal die drei Künstler mit Strategien des absurden Theaters neu erzählen. "Es geht um die Reinszenierung ästhetischer Gesten", sagt Connick.

Ihr Faible für "Queer-Subjektivität" sei keinem emanzipatorischem Impuls geschuldet, vielmehr setzten sie auf das widerständige Potenzial von "queer" im Sinne von "verschroben" und "sonderbar". "Es erzeugt einen Moment der Anti-Produktion, der sich dem Reproduktions- und Kosten-Nutzen-Kalkül verweigert", betont Connick und zieht den Vergleich zur Welt des Designs: "Hier das funktionale Design, anerkannt und seriös, aber eher ungeliebt; und da Entwürfe ohne Gebrauchswert, aber mit dem Nimbus der Kunst." Allerdings wäre es illusionär, eine Seite der Medaille gegen die andere auszuspielen. "Selbst als Künstler muss man, um Erfolg zu haben, vor allem eines sein: ein guter Pretender!“ findet der Brite, lacht und fügt hinzu: "Wo es im Kunstmarkt zum guten Ton gehört, schwul zu sein, hat sich das radikale Potenzial von queer ohnehin erledigt.“

Das Trio freut sich über seinen ersten Auftritt bei der Art Basel/Miami Beach: "Ihr eilt der Ruf voraus, als einzige Kunstmesse der Welt keinen Hehl aus ihrer Identität zu machen – das gefällt uns", sagt Connick. "Es geht um reiche Leute, Wohnort, Strand." Und dank ihres Beitrags dazu noch um Sexualität und Mord.